Elektroauto selber bauen
Autos mit Verbrennungsmotor lassen sich in der heimischen Garage zum E‑Auto umbauen. (Bild: Adobe Stock)
Autos mit Verbrennungsmotor lassen sich in der heimischen Garage zum E‑Auto umbauen. (Bild: Adobe Stock)
Wer sein Fahrzeug zum Elektroauto umbauen möchte,
- muss u. a. auf das zulässige Gesamtgewicht und Platz für die Akkus achten,
- kann dafür spezielle Bausätze nutzen, die alle notwendigen Komponenten enthalten,
- muss am Ende eine Zulassung vom TÜV bekommen.
Für den Umstieg auf E‑Mobilität stehen mittlerweile zahlreiche Modelle zur Verfügung. Volkswagen bietet zum Beispiel den ID.3, den ID.4 und den ID.5. Und trotzdem: Für manchen Geschmack ist der Traumwagen einfach nicht dabei. Vielleicht aber schon in der eigenen Garage? Wer gerne Elektroauto fahren, sich aber nicht von seinem aktuellen Fahrzeug trennen möchte, kann es zum Stromer umrüsten (lassen). E-Autos gibt’s nämlich theoretisch auch zum Selberbauen.
Eines vorab: Viele Menschen schrauben in ihrer Freizeit gerne an ihren Autos. Wichtig dabei: das nötige Know-how. Erst recht bei dem Plan, seinen Verbrenner in ein E‑Auto umzurüsten. Schließlich arbeitet man hier unter anderem mit Hochvoltelektronik, die bei falscher Handhabung schnell zu einer ernsten Gefahr für Leib und Leben werden kann. Wenn man nicht dafür ausgebildet ist, sollte man unbedingt Profis mit ins Boot holen. Alternativ beauftragt man eine Werkstatt mit der Arbeit. Eine Reihe von Firmen hat sich bereits auf den Elektroumbau spezialisiert.
Motor oder Getriebe defekt? Dann kann sich der Umbau lohnen
Vor einer Umrüstung sollten einige Aspekte genauer bedacht werden, damit das Auto später zu einem echten Unikat wird. Was ist zum Beispiel mit der späteren Wartung? Immerhin ist nicht jede Werkstatt den speziellen Anforderungen eines Do-it-yourself-Elektroautos gewachsen. Der generelle Zustand des Fahrzeugs ist ebenfalls ein Faktor. Da man viel Geld und gegebenenfalls Freizeit in das Projekt steckt, möchte man sein individuelles E‑Auto schließlich lange fahren. Sind Karosserie, Radaufhängung oder Rahmen bereits angegriffen, lohnt der Aufwand kaum. Anders sieht es bei Motor und Getriebe aus. Sind nur sie in einem schlechten Zustand, kann der Einbau eines elektrischen Antriebs Sinn ergeben.
Umrüstung für praktisch jedes Serienmodell möglich
Ist die Entscheidung für einen Umbau gefallen, stellt sich die Frage: Welche Autos kommen überhaupt in Frage? Grundsätzlich lässt sich eigentlich jedes Serienmodell – mit unterschiedlichem Zeit- und Geldaufwand – in einen Stromer verwandeln. Auf jeden Fall muss es über ausreichend Platz für die Akkus verfügen. Für die Batterien bietet sich der Raum im Tank, in Aussparungen der Abgasanlage oder unter dem Rücksitz an. Auch die Platzierung im Kofferraum zu Lasten des verfügbaren Stauraums ist möglich.
Zudem muss man das Gewicht des Fahrzeugs berücksichtigen. Zwar fallen Bestandteile wie Getriebe, Abgasanlage, Öl- und Luftfilter oder Tank weg, dafür bringen die Batterien einiges auf die Waage. Somit kann das Auto nach der Umrüstung auf elektrischen Antrieb später oftmals mehr wiegen. Achtung: Wird dabei das zulässige Gesamtgewicht überschritten, darf der Wagen nicht auf die Straße. Überhaupt ist es ratsam, die zuständige Prüfstelle des TÜV frühzeitig in die Umbaupläne einzuweihen, damit es später keine böse Überraschung gibt. Eine Übersicht aller bundesweit geltenden Anforderungen an ein umgerüstetes Elektroauto hat der Verband der TÜV (VdTüv) in seinem „VdTÜV-Merkblatt 764“ zusammengefasst.
Moderne Technik in alten Karossen
Besonders geeignet für die Umrüstung zum E‑Auto sind ältere Fahrzeuge. Sie haben weniger Hightech an Bord; Notbremsassistenz-Systeme, Elektronische Stabilitätsprogramme (ESP) oder Wegfahrsperren fehlen oftmals noch. Entsprechend muss der elektrische Antrieb nicht mit bestehenden Systemen verbunden werden.
Wer sich an den Umbau zum Elektroauto wagt, benötigt eine Reihe von Komponenten, zum Beispiel:
- Elektromotor für Wechselstrom
- Motoradapter für das Getriebe
- Akkus mit Boxen für Halterung
- Zellenverbinder
- Steuerung sowie Strompedal für Steuerung
- Spezielle Kabel mit großem Querschnitt
- Steuerschütze
- Pumpe für Servolenkung
- Vakuumpumpe für Bremskraftverstärker
- Batteriemanagementsystem (BMS)
- On-Board-Ladegerät
- DC/DC-Wandler für 12-Volt-Zusatzbatterie
- DC/AC-Wandler für die Traktionsbatterie
- Anzeigen für die Akku-Überwachung
- Montagematerial
(Quelle: www.elektroautor.com)
Die Bauteile kann man entweder einzeln beschaffen, um Geld zu sparen, oder aber in einem Umbau-Kit kaufen. Das spart Zeit und bringt die Gewissheit, dass die Komponenten speziell aufs eigene Auto abgestimmt sind. Derartige Bausätze gibt es im Internet – samt fachlicher Unterstützung.
Nach erfolgtem Umbau steht der Termin bei der Prüfstelle an. Der dürfte wohl mehr Schweißperlen auf die Stirn treiben als das Schrauben selbst, schließlich erfolgt durch den Einbau eines Elektroantriebs eine Neuausrichtung der gesamten Fahrzeugtechnik – inklusive Herausforderung für die Sicherheitstechnik. Nicht selten gibt es Probleme bei der Abnahme fürs E‑Auto Marke Eigenbau. Wer seine Nerven lieber schonen und sicher gehen möchte, dass er sein Fahrzeug im öffentlichen Raum fahren darf, sollte eine spezialisierte Werkstatt mit dem Umbau beauftragen.
Glück haben unter Umständen diejenigen, deren Auto eine Erstzulassung vor dem 1. Oktober 2002 aufweist. Dann nämlich kann die teure „elektromagnetische Verträglichkeitsprüfung“ (EMV) beim TÜV entfallen. Diese versichert bei neueren Verbrennern und Elektroautos, dass sie die Grenzwerte für die Abgabe elektromagnetischer Strahlen einhalten und somit keine anderen Geräte stören oder von diesen beeinträchtigt werden.
Kosten für den Umbau
Doch auch ohne EMV sind die Behördengänge ein Kostenfaktor, von der gesamten Umrüstung ganz zu schweigen. Besonders die Akkus und der Elektromotor belasten den Geldbeutel. Noch teurer wird es, wenn man die Arbeit von Fachleuten erledigen lässt. Schnell kommen für den Umbau dann 10.000 Euro und mehr zusammen.
Demgegenüber stehen allerdings auch Ersparnisse, etwa durch die Befreiung von der Kfz-Steuer für zehn Jahre. Diese gilt für Elektrofahrzeuge, die zwischen dem 18 Mai 2016 und dem 31. Dezember 2025 umgerüstet wurden / werden, längstens bis 2030. Zudem fallen die Wartungskosten oft geringer aus und man kann die nicht mehr benötigten Teile wie Motor oder Abgasanlage zu Geld machen – die Investition für die Umrüstung deckt das jedoch nicht.
Letztlich ist der Umbau eines Verbrenners zum Elektrofahrzeug vor allem für diejenigen interessant, die ihrem Käfer oder ihrem Bulli einen emotionalen Wert zurechnen. Oder für alle, die Spaß am Projekt an sich haben. Wegen der relativ hohen Kosten und der Unsicherheit bei der Zulassung fährt man mit einem serienmäßig gefertigten Elektroauto meist besser.
Über die Auswahl der verschiedenen vollelektrischen ID. Modelle und Fördermöglichkeiten informiert Sie gerne Ihr Volkswagen Händler vor Ort. Über die EV Check App haben Sie die Möglichkeit, schon vorab zu Hause einen ersten, umfassenden Eindruck zu gewinnen.