China: Elektroautos auf dem Vormarsch
E‑Mobilität made in China: Bis 2060 will das Land der aufgehenden Sonne klimaneutral sein. Dieses ehrgeizige Ziel sorgt für einen regelrechten Boom des E‑Auto-Markts. China gilt deshalb als der Vorreiter in der Entwicklung und Implementierung einer umweltbewussten Infrastruktur. (Bild: Getty Images)
E‑Mobilität made in China: Bis 2060 will das Land der aufgehenden Sonne klimaneutral sein. Dieses ehrgeizige Ziel sorgt für einen regelrechten Boom des E‑Auto-Markts. China gilt deshalb als der Vorreiter in der Entwicklung und Implementierung einer umweltbewussten Infrastruktur. (Bild: Getty Images)
Das und mehr erfahren Sie hier über Elektromobilität in China:
- Noch ist der Verkehr die zweitgrößte Quelle von Treibhausgasemissionen in China.
- Die Elektromobilität verändert die Infrastruktur und den Arbeitsmarkt.
- Nirgendwo sonst werden so viele Volkswagen Autos gekauft wie in China – das soll in Zukunft auch für die dort verkauften E-Autos gelten.
Verkehr ist zweitgrößter Treibhausgasproduzent
Der Fokus auf den Ausbau der Elektromobilität hat einen wichtigen Grund: Noch immer ist laut dem chinesisch-amerikanischen Innovation Center for Energy and Transportation (iCET) der Verkehr mit elf Prozent die zweitgrößte Quelle von Treibhausgasemissionen in China. Mit ihren verkehrsreichen Straßen gehören Peking, Shanghai und Guangzhou zu den Städten mit dem größten CO2-Fußabdruck weltweit. Ein Umdenken zur Verringerung der Treibhausemissionen im Individualverkehr ist daher eines der großen Ziele auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität.
Um die Produktion von E-Autos anzukurbeln, müssen Hersteller staatliche Quoten erfüllen: Autobauer, die jährlich mehr als 30.000 Fahrzeuge verkaufen, mussten im Jahr 2019 mindestens jedes zehnte Modell mit einem Elektromotor ausstatten. Die Quote soll bis zum Jahr 2023 auf 18 Prozent erhöht werden.
Für den deutschen Autobauer Volkswagen ist der chinesische Markt sehr bedeutsam. Die Entwicklung der vollelektrischen ID. Modelle wird regional an die Kundenwünsche, Straßenverhältnisse und Wettbewerber angepasst. Olaf Gutowski, Vizepräsident Vertrieb, Marketing und After Sales bei Volkswagen in China, erklärt: „Wir wollen in China bis zum Jahr 2023 acht ID. Modelle einführen und somit unsere Elektromobilitätsoffensive beschleunigen. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, die führende Elektroauto-Marke im Markt zu werden. Bis 2030 sollen mindestens 50 Prozent aller verkaufter Volkswagen in China rein elektrisch angetrieben sein.“
13.000 neue Ladesäulen pro Monat
Neben der Produktion neuer Fahrzeuge mit alternativen Antrieben legt China auch beim Ausbau der Infrastruktur ein hohes Tempo vor. Besonders Großstädte an der Ostküste erleben einen immensen Zuwachs an Ladestationen. Die Anzahl der Ladesäulen im gesamten Land lag im März 2020 bei 545.000, im April 2021 kündigte die Regierung an, in weitere 200.000 Ladestationen zu investieren. Die beiden staatlichen Energieversorger China State Grid und China Southern Power Grid kündigten ebenfalls Investitionen in Ladeinfrastruktur in Höhe von jeweils umgerechnet 350 Millionen beziehungsweise 3,2 Milliarden Euro an. Im Durchschnitt wurden somit in den vergangenen zwei Jahren pro Monat etwa 13.000 neue Ladesäulen installiert. Davon befinden sich knapp die Hälfte im öffentlichen Bereich.
Einen weiteren wichtigen Faktor bei der Förderung der Elektromobilität stellt der öffentliche Nahverkehr dar. Zahlreiche Kooperationen von Städten mit Batterie- und Elektrofahrzeugunternehmen haben dazu geführt, die gesamte Bus- und Taxiflotte auf Elektroantrieb umzustellen.
Lage am Arbeitsmarkt
Da die Subventionen der „New Energy Vehicles“ (NEV) während der Corona-Krise aufrechterhalten blieben, hat sich der Absatz der E-Autos stark erhöht. Dies hatte auch Einfluss auf den chinesischen Arbeitsmarkt. Die Zahl der neuen Stellenangebote im Sektor Elektromobilität hat sich im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Es ist der am schnellsten wachsende Markt für Arbeitssuchende. Auch bei Führungskräften sind Spitzenpositionen bei NEV-Unternehmen heiß umkämpft. Gefragt sind vor allem Talente aus dem Technologiebereich, beispielsweise mit Expertise für Computer-Chips. Aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich auf visuelles Design spezialisiert haben.
Was kommt nach der Förderung?
Deutschland hat die staatlichen Förderungen für Elektromobilität zuletzt erhöht. China ist schon einen Schritt weiter: Dort werden sie schon wieder schrittweise gesenkt. Seit dem 1. Januar 2021 hat das chinesische Finanzministerium die Subventionen für Elektro-, Plug-in-Hybrid- und Brennstoffzellenautos um ein Fünftel gekürzt. Das entspricht etwa einem Zehntel des durchschnittlichen Verkaufspreises. Dieser Zuschuss wird nun von 18.000 auf 14.400 Yuan gesenkt. Damit spart man beim Elektroauto-Kauf umgerechnet nur noch etwa 1.800 Euro. Bis Ende 2022 werden die Subventionen sogar gänzlich eingestellt.
Das wird den Absatzzahlen jedoch keinen Abbruch tun, wie eine Studie von McKinsey aus dem Jahr 2020 nahelegt: Die Wahrnehmung von Elektroautos in Bezug auf Sicherheit und Leistung ist demnach in China außergewöhnlich gut. Ökologisches Bewusstsein gepaart mit finanziellen Vorteilen sind für viele die Hauptgründe für den Kauf eines E-Autos. Hinzu kommt, dass es in zahlreichen Städten bereits Zulassungsbeschränkungen für Pkw mit Benzinmotoren gibt und somit Fahrzeuge mit Elektroantrieb häufig die einzige Alternative darstellen.