Per Winterreifen zu mehr Reichweite fürs E‑Auto
Bei der Entwicklung von Winterreifen für Elektroautos muss das Rad nicht völlig neu erfunden werden. Jedoch haben Elektroautos bezüglich ihrer Reifen andere Anforderungen als Verbrenner. Deshalb sollte ein speziell für E-Autos optimierter Winterreifen aufgezogen werden, bevor der nächste Winter kommt. (Bild: Adobe Stock)
Bei der Entwicklung von Winterreifen für Elektroautos muss das Rad nicht völlig neu erfunden werden. Jedoch haben Elektroautos bezüglich ihrer Reifen andere Anforderungen als Verbrenner. Deshalb sollte ein speziell für E-Autos optimierter Winterreifen aufgezogen werden, bevor der nächste Winter kommt. (Bild: Adobe Stock)
Das sollten Sie bei der Wahl des Winterreifens für Ihr E‑Auto beachten:
- Eco-Reifen reduzieren den Rollwiderstand.
- Ein Reichweitenplus von bis zu sechs Prozent ist bei richtigem Reifen möglich.
- Die Reifengröße ist mitentscheidend.
Der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie verbucht seit einigen Jahren einen steten Rückgang bei der Nachfrage nach Winterreifen. Stattdessen greifen Autofahrerinnen und Autofahrer – auch mit Blick auf mildere Winter – immer häufiger zu Ganzjahresreifen. Diese Entwicklung könnte sich mit wachsenden Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen wieder umkehren. Denn bei Elektroautos erhöht die Wahl des richtigen Reifens nicht nur Sicherheit und Komfort, sondern unter Umständen auch die Reichweite. Die Lösung dafür ist ein geringerer Rollwiderstand. Da Reifen bis zu 20 Prozent des Gesamtwiderstandes eines Autos ausmachen, haben Premiumhersteller rollwiderstandsoptimierte Winterreifen entwickelt, mit denen sich die Reichweite eines elektrischen Fahrzeugs erhöhen lässt.
Sicher und effizient zugleich
Neben bestmöglichem Grip trotz Schnee und Eis sollte also der Rollwiderstand von Winterreifen möglichst gering sein, um die Reichweite des Elektroautos nicht negativ zu beeinflussen. Ein geringer Rollwiderstand bei speziellen E‑Auto-Reifen reduziert den Stromverbrauch pro gefahrenem Kilometer und führt so zu einer spürbar langsamer schwindenden Reichweite.
XL-Reifen tragen größere Lasten
E-Autos wiegen im Verhältnis zu vergleichbaren Verbrennern bis zu 30 Prozent mehr. Das liegt am Gewicht des Akkus. Deshalb sind sogenannte XL-Reifen empfehlenswert, die für größere Lasten konzipiert sind. Das höhere Gewicht eines E-Autos verlangt den Reifen auch beim Bremsen mehr ab. Außerdem verfügen Elektroautos über ein hohes Drehmoment, was ebenfalls einen höheren Reifenverschleiß nach sich zieht. Herausfordernde Ansprüche, die die Hersteller von Reifen bei der Entwicklung von speziellen E‑Auto-Reifen im Fokus haben müssen. Ein weiterer Faktor ist, dass die Bauhöhe von Elektroautos durch das Akku-Pack im Boden die Reifengröße mitwachsen lassen muss. Schließlich ist das Verhältnis von Fahrzeughöhe zu Reifengröße nicht zuletzt ein wichtiges Designkriterium. Volkswagen hat dem ID.3 daher 18-Zoll- und dem ID.4 19-Zoll-Räder spendiert – nicht nur aus optischen Gründen.
- 1.
- ID.4 GTX: Stromverbrauch (kombiniert) 17,4 kWh/100 km; CO2-Emission in g/km: 0; Effizienzklasse: A+++
Denn zwischen Reifendurchmesser und Rollwiderstand besteht technisch ein direkter Zusammenhang. Je größer der Reifen, desto geringer der Rollwiderstand, weshalb spezielle Reifen für E-Autos in der Regel groß und schmäler sind. “Breite Schlappen” haben zwar viel Grip, bringen das Drehmoment besser auf die Straße und verfügen über eine höhere Traktion für mehr Fahrsicherheit. Aber sie haben auch einen deutlich höheren Rollwiderstand – was zu Lasten der Reichweite geht. Dieser technische Zielkonflikt lässt sich nicht wirklich auflösen. Die Reifenhersteller versuchen mit speziellen Gummimischungen entgegenzuwirken. Continental setzt als Reifenlieferant für den ID.3 beispielsweise auf eine spezielle Mixtur. Die Reifen verfügen laut Hersteller über einen 15 Prozent besseren Rollwiderstand und einen geringeren Abrieb im Vergleich zum Vorgängermodell. Gleichzeitig sollen sie die Verlängerung des Bremswegs auf nasser Fahrbahn eindämmen.
Eco-Reifen vermindern Rollwiderstand
Da der E-Automarkt boomt und auch die Zulassungszahlen der Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge ansteigen, wächst das Angebot der Eco-Reifen, die speziell für E-Fahrzeuge entwickelt worden sind. Anhand eines etablierten EU-Reifenlabels mit zwei Buchstaben, an dem man analog zu den bekannten Öko-Label für Kühlschränke oder Waschmaschinen den Energieverbrauch und die Umweltverträglichkeit auf einen Blick ablesen kann, lässt sich schnell eine Kaufentscheidung fällen.
Bei Reifen steht der erste Buchstabe für die Energieeffizienzklasse und damit auch für den Rollwiderstand. Ein "A" ist hier die bestmögliche Klassifizierung. Der zweite Buchstabe beschreibt die Haftung auf nasser Fahrbahn und sagt damit viel über den Bremsweg aus. Ein "A"-gelabelter Reifen reduziert den Bremsweg bei 80 km/h um etwa drei Meter im Verhältnis zum "B"-gelabelten Reifen.
Rein optisch unterscheiden sich Reifen für E-Autos nicht von Pneus für konventionelle Verbrenner. Bei der aufgedruckten Kennung des Reifens, die Größe, Breite und zugelassene Höchstgeschwindigkeit angibt, sucht man vergeblich nach einem "E" ähnlich des E-Kennzeichens, weshalb die Hersteller bei der Namensgebung mit “Eco” arbeiten. Da Elektroautos schon bei niedrigen Drehzahlen über ein hohes Drehmoment verfügen und die Rekuperation bei einigen Modellen sehr abrupt greift, verschleißen die Reifen schneller als bei Verbrennern. Weshalb einmal mehr ein Blick auf die ohnehin geminderte Profiltiefe zugunsten des Rollwiderstandes bei speziellen E‑Auto-Reifen geworfen werden sollte. Das gilt im Sommer wie im Winter. Ebenso gilt bei Elektroautos die altbewährte Faustregel für den saisonalen Reifenwechsel „von O bis O” – von Oktober bis Ostern sind Winterreifen die bessere Wahl.