(Lade-) Säulen der Elektromobilität: Ladeinfrastruktur wächst
Mehr Ladesäulen, stärkerer Strom: Wer Elektroauto fährt, soll sein Fahrzeug künftig noch einfacher laden können. Hilfe beim Ausbau der Ladeinfrastruktur versprechen neue Gesetze und Förderprogramme. Auch Volkswagen will seinen Beitrag leisten. (Bild: JP Photodesign)
Mehr Ladesäulen, stärkerer Strom: Wer Elektroauto fährt, soll sein Fahrzeug künftig noch einfacher laden können. Hilfe beim Ausbau der Ladeinfrastruktur versprechen neue Gesetze und Förderprogramme. Auch Volkswagen will seinen Beitrag leisten. (Bild: JP Photodesign)
Der Markt für E-Autos boomt. Doch wie attraktiv Elektromobilität letztlich ist, hängt auch davon ab, wie einfach man Elektroautos im Alltag nutzen kann. Also auch davon, wie komfortabel sie zu laden sind. Verschiedene Maßnahmen sollen den Energieschub für Stromer künftig an noch mehr Orten bereitstellen.
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos …
- … wird in Deutschland von der Bundesregierung im betrieblichen und öffentlichen Bereich gefördert.
- … sieht bundesweit 1.000 neue Schnellladestationen bis 2023 vor.
- … schreitet in Europa noch ungleichmäßig voran.
Über den Erfolg der Elektromobilität, da sind sich viele Fachleute einig, entscheidet die Nutzung von E-Autos im privaten Bereich. Dort finden aktuell rund 85 Prozent aller Ladevorgänge statt. Nun sollen zwei neue Gesetze den Ausbau privater Ladepunkte für E-Autos voranbringen. Laut Wohneigentumsmodernisierungsgesetz (WEMoG) haben Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer wie Mieterinnen und Mieter grundsätzlich einen Anspruch darauf, in der Tiefgarage oder auf einem Grundstück vor dem Haus eine Ladesäule auf eigene Kosten zu installieren. Zudem sollen bauliche Maßnahmen leichter zu genehmigen und Wohnungseigentümergemeinschaften effizienter zu verwalten sein.
Darüber hinaus schreibt das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) vor, dass beim Neubau von Wohngebäuden mit mehr als fünf Stellplätzen künftig jeder, beim Neubau von Nichtwohngebäuden mit mehr als sechs Stellplätzen jeder dritte Stellplatz über Schutzrohre für den Anschluss von für Ladestellen verfügen muss. Bei Nichtwohngebäuden muss mindestens ein Ladepunkt errichtet werden. Bei aufwändigeren Renovierungen bestehender Wohngebäude mit mehr als zehn Stellplätzen müssen alle davon die Schutzrohre für Elektrokabel erhalten. Finden die Renovierungsarbeiten an einem Nichtwohngebäude mit mehr als zehn Stellplätzen statt, erhält jeder fünfte davon die Vorrichtungen. Außerdem muss mindestens ein Ladepunkt errichtet werden.
ID. Charger – die Wallbox für Ihren Volkswagen
Sie können sich ihre eigene Ladestation ganz einfach nach Hause holen – mit einer Wallbox. Das ist eine eigens für Elektroautos entwickelte Ladestation, die meist in der Garage oder dem Carport an die Wand geschraubt wird. Sie hat mehrere Vorteile gegenüber dem Laden über die normale Steckdose. Nicht nur, weil Sie damit Ihr E‑Auto ganz bequem zu Hause laden können. Zum Beispiel kann sie je nach Modell die Ladeleistung intelligent und individuell regulieren und so für ein optimales Aufladen des Elektroautos sorgen. Außerdem sind die Ladeleistungen höher als an einer Schuko-Steckdose, was die Ladezeiten verkürzt. Von Volkswagen gibt es zum Beispiel den ID. Charger1 in drei verschiedenen Ausführungen.
- 2.
- ID.3: Stromverbrauch (kombiniert) 14,0–12,9 kWh/100 km; CO2-Emission (kombiniert) 0 g/km; Effizienzklasse: A+++. *Der ID.3 Pure Performance ist vorübergehend nicht mit einer individuellen Ausstattung bestellbar.
Hilfe für Einzelhandel und Hotelgewerbe
Seit April 2021 stellt der Bund auch Mittel für kleinere und mittlere Unternehmen sowie kleine Stadtwerke zur Verfügung, um sie im Rahmen des Förderprogramms „Ladeinfrastruktur vor Ort“ bei der Anschaffung von Ladesäulen zu unterstützen. Laut Bundesverkehrsministerium seien insbesondere Unternehmen des Einzelhandels und des Hotel- und Gastgewerbes sowie kleine Stadtwerke und kommunale Gebietskörperschaften zur Antragsstellung aufgerufen. Dabei würden bis zu 80 Prozent der Investitionskosten übernommen und im “Windhundverfahren” bewilligt.
Für Investitionen in AC- und DC-Ladestellen mit 3,7 bis 22 kW Ladeleistung gibt es demnach bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten, allerdings maximal 4.000 Euro pro Ladepunkt. Die Anschaffung von DC-Schnellladeinfrastruktur mit 22 bis 50 kW wird ebenfalls mit bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten gefördert, hier liegt der Maximalbetrag bei 16.000 Euro pro Ladepunkt. Auch der Anschluss an Nieder- oder Mittelspannung wird bezuschusst.
Auf öffentlicher Seite schafft die Bundesregierung bereits seit 2017 Anreize für den Infrastrukturausbau für Elektrofahrzeuge. Anfang 2021 meldet der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft knapp 40.000 öffentliche Ladepunkte in Deutschland, jeder siebte davon ein DC-Schnelllader. Nun hat der Bund die Neuauflage des Förderprogramms „Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge“ gestartet, mit dem bis 2020 schon 30.000 öffentliche Normal- und Schnellladepunkte bewilligt werden konnten. Mittel in Höhe von 500 Millionen Euro sollen in die Fortsetzung der Maßnahme fließen.
Ziel bis 2023: Nächster Schnelllader nur wenige Minuten entfernt
Großen Wert legt die Bundesregierung auf den flächendeckenden Ausbau des Schnellladenetzes. Die meisten Ladepunkte weisen bisher eine Ladeleistung von maximal 22 kW auf, nur zwei Prozent bringen mindestens 100 kW. Durch eine Ausschreibung sollen bis 2023 bundesweit 1.000 neue Schnellladesäulen mit mehreren Ladepunkten entstehen. Die Standorte für dieses “Deutschlandnetz”, das die Grundversorgung mit Schnellladeinfrastruktur im Mittel- und Langstreckenverkehr gewährleisten soll, können auf öffentlichem oder privatem Grund liegen, müssen aber öffentlich und rund um die Uhr zugänglich sein.
Den Startschuss für die Ausschreibung, die aufgeteilt ist in Regionallose und bundesweite Lose an Autobahnen, hat das Verkehrsministerium Mitte August 2021 gegeben. Die nächste Schnellladesäule müsse in zehn Minuten erreichbar sein, heißt es von Seiten des BMVI. Vor Ort sollen Ladeleistungen bis 300 kW ermöglicht werden. Über den Gewinn der Ausschreibung entscheiden Kriterien wie Kosten, Konzept und Kundenfreundlichkeit. Die Gewinner verpflichten sich, die Ladepunkte aufzubauen und den Betrieb zu gewährleisten.
Mit Schnellladern bis zu 300 kW plant auch Volkswagen in naher Zukunft. Insgesamt möchte der Konzern europaweit 36.000 Ladepunkte bis 2025 errichten, 11.000 davon durch die Marke Volkswagen. In Deutschland verteilen sich bisher mehr als 1.200 Ladepunkte über zehn Standorte des Herstellers. Einen Großteil davon können auch diejenigen nutzen, die nicht bei Volkswagen arbeiten.
Im Rückblick auf die große E-Offensive von Volkswagen im Jahr 2020 sagt Thomas Ulbrich, Entwicklungsvorstand der Marke Volkswagen: „Auch beim dringend notwendigen Ausbau der Ladeinfrastruktur leistet Volkswagen einen wichtigen Beitrag. Insgesamt brauchen wir in Deutschland und Europa aber deutlich mehr Ladepunkte, wenn sich das Elektroauto schnell etablieren soll. Im kommenden Jahr sind deshalb weitere Anstrengungen aller Beteiligten in Politik und Wirtschaft notwendig.“ Volkswagen ist an dem Joint Venture IONITY der europäischen Automobilindustrie für ein europaweites Schnellladenetzwerk beteiligt. Rund 400 Schnellladeparks wurden darüber bereits an europäischen Autobahnen installiert.
So laden Sie Ihren Volkswagen ID.
Länder mit den meisten Ladestationen in Europa
Betrachtet man ganz Europa, hat sich die Anzahl an öffentlichen Ladestationen zwischen 2015 und Ende 2020 vervierfacht. Aber: 73 Prozent dieser 287.000 Ladestationen entfallen alleine auf die Niederlande, Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Norwegen. Gerade in den Niederlanden ist eine dichte Ladeinfrastruktur entstanden. Dort konnten sich die Netzbetreiber früh auf einen technischen Standard einigen, um die Ladesäulen entsprechend unkompliziert ans Verteilnetz zu bringen.
Dass das Thema Infrastrukturausbau enorm wichtig, aber nicht alles ist, zeigt Norwegen, das vielen als Vorbild in Sachen Elektromobilität dient. Im Land entfallen mittlerweile gut 60 Prozent der Neuzulassungen von Pkw auf vollelektrische Autos. Plug-in-Hybride machen weitere 15 Prozent aus. Diese Werte haben die Skandinavierinnen und Skandinavier vor allem durch eine Reihe von Maßnahmen erreicht, die den täglichen Verkehr erleichtern oder Vergünstigungen bieten. So entfällt die Mehrwertsteuer bei der Anschaffung eines E-Autos, die Kfz-Steuer zahlt man nur zur Hälfte. Fährgebühren fallen teilweise geringer aus, teils ganz weg. Wer mit dem Stromer durch Oslo fährt, ist nicht nur von der Maut befreit, sondern kann – mit mindestens einer weiteren Person im Auto – zur Hauptverkehrszeit entspannt über Bus- und Taxispuren rollen. Und in vielen Städten ist nicht nur der öffentliche Parkplatz fürs Elektroauto kostenlos, sondern auch der Strom aus der benachbarten Ladesäule, mit dem man den Akku während des Parkens laden kann.