Gegen die Reichweitenangst: 5 überholte Vorurteile zur Elektromobilität
Der Akku leer und keine Ladestation in Sicht? Die Sorge, unterwegs mit dem Elektroauto liegen zu bleiben, hält sich bei vielen Menschen hartnäckig. Dabei gibt es dafür keinen Grund für die sogenannte Reichweitenangst. Wir räumen mit fünf Vorurteilen zur Elektromobilität auf. (Bild: Getty Images)
Der Akku leer und keine Ladestation in Sicht? Die Sorge, unterwegs mit dem Elektroauto liegen zu bleiben, hält sich bei vielen Menschen hartnäckig. Dabei gibt es dafür keinen Grund für die sogenannte Reichweitenangst. Wir räumen mit fünf Vorurteilen zur Elektromobilität auf. (Bild: Getty Images)
Das und mehr erfahren Sie hier zur Reichweite von E-Autos:
- Reichweitenangst steht für die Sorge, dass ein E‑Auto es nicht bis ans Ziel schafft.
- Die meisten Fahrerinnen und Fahrer legen im Alltag eher kurze Strecken zurück. Die Kapazität der Fahrzeugakkus genügt dafür allemal.
- Moderne Elektroautos wie der ID.4 oder ID.5 von Volkswagen können Reichweiten von mehr als 500 km1 erzielen.
Was ist Reichweitenangst?
Das ist die Furcht davor, unterwegs mit dem Elektroauto liegen zu bleiben, weil dessen Akkuladung nicht reicht. Wörtlich genommen umschreibt der Begriff die Angst, dass die Batterie eines Elektroautos trotz entsprechender Ladezustandsanzeige im Fahrzeug nicht genügend Reichweite aufbringt, um das Ziel oder die nächste Ladesäule innerhalb der angezeigten Restreichweite zu erreichen. Im öffentlichen Diskurs um die Elektromobilität ist der Ausdruck inzwischen fester Bestandteil unserer Sprache geworden. Ursprünglich kommt er jedoch aus dem Englischen (range anxiety) und wurde schon in den 1990er-Jahren geprägt.
Weil die Reichweite von Elektroautos noch immer als deren größte Schwäche gilt, hält sich eine gewisse Skepsis gegenüber der E‑Mobilität. Dabei hat sie in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Heute gelten die meisten Argumente nicht mehr, die bisher Auslöser für die Reichweitenangst waren. Im Folgenden gehen wir den fünf gängigsten von ihnen auf den Grund.
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1. Die Batterien von Elektroautos geben nicht genügend Reichweite her
Vor ein paar Jahren mussten Stromer schon nach 100 Kilometern (km) die nächste Ladesäule ansteuern. Das sieht heute anders aus. Aktuelle E-Autos können nämlich größtenteils ein Vielfaches dieser Strecke schaffen. Und auch Plug-in-Hybride legen immer weitere Wege rein elektrisch zurück. Das liegt daran, dass die Energiedichte der Akkus zugenommen hat und sie mehr Strom speichern können. Morderne Elektrofautos kommen dadurch längst auf alltagstaugliche Reichweiten. Der rein elektrische ID.4 Pro Performance (Stromverbrauch in kWh/100 km: kombiniert 16,3; CO2-Emission in g/km: kombiniert 0; Effizienzklasse: A+++) von Volkswagen beispielsweise verfügt über eine Reichweite von bis zu 519 km (WLTP).1
- 2.
- ID.4 Pro Performance: Stromverbrauch in kWh/100 km: kombiniert 16,0-14,8; CO₂-Emission in g/km: kombiniert 0; Effizienzklasse: A+++. ID.4 Pro 4MOTION: Stromverbrauch in kWh/100 km: kombiniert 17,2-15,7; CO₂-Emission in g/km: kombiniert 0; Effizienzklasse: A+++. *Der ID.4 Pure Performance ist vorübergehend nicht mit einer individuellen Ausstattung bestellbar.
Doch dabei wird es nicht bleiben. In Zukunft soll die Reichweite von E-Fahrzeugen noch weiter wachsen. Für tägliche Fahrten und Wochenendtrips reicht die gängige Kapazität der Fahrzeuge aber schon heute. Wer unterwegs ein oder zwei (Lade-) Pausen von rund 30 Minuten macht, erreicht bereits viele Urlaubsgebiete in Europa.
Und im Alltag? Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass 80 Prozent der Autofahrer im Schnitt nur etwa 40 Kilometer am Tag zurücklegen – zur Arbeit, zum Einkaufen, für die Kinder oder die Freizeit. Das ist für moderne Elektrofahrzeuge selbst mit kleiner Batterie ein Kinderspiel.
2. Es gibt zu wenige Ladepunkte für elektrische Fahrzeuge
Einige skeptische Stimmen fürchten, dass nicht genug Ladesäulen zur Verfügung stehen, um das Auto jederzeit mit Strom zu versorgen. Diese Angst ist in der Regel unberechtigt, zumal die meisten Fahrerinnen und Fahrer ihre Autos zu Hause über Nacht an der Wallbox laden oder während sie bei der Arbeit sind. Für die üblichen Kurz- und Mittelstrecken genügen die vorhandenen Ladepunkte völlig. Doch wie sieht es bei weiteren Wegen aus? Hier ist es sinnvoll, die Route im Vorfeld zu planen oder rechtzeitig im Navi nach einer Ladesäule zu suchen. Mit Hilfe des Navigationssystems und entsprechenden Apps oder Websites finden Sie schon vor Fahrtantritt schnell und einfach geeignete Ladestationen oder entsprechend ausgestattete Hotels.
Im besten Fall braucht es diese Vorbereitung aber gar nicht. Die E‑Mobilität soll in den kommenden Jahren schließlich die erste und beste Wahl für alle Verkehrsteilnehmer werden. Deshalb wird die Ladeinfrastruktur stetig ausgebaut. Ein wichtiges Thema auch für die Bundesregierung: Bis 2023 sollen 1.000 neue Schnelladestationen mit jeweils mehreren Ladepunkten über das Land verteilt entstehen. Dazu ist im Juli 2021 das Schnellladegesetz in Kraft getreten. Künftig soll es möglich sein, den nächsten Schnellladepunkt innerhalb von zehn Minuten zu erreichen – in der Stadt, auf der Landstraße und auf der Autobahn.
3. Elektrisch betriebene Fahrzeuge brauchen zu viel Zeit zum Laden
Oft wird angenommen, dass E-Autos stundenlang an der Ladesäule stehen müssen, bis sie wieder ausreichend Kilometer Reichweite erlangen. Dabei hat sich auch hier eine Menge getan. Die Ladezeiten von E-Autos sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken: Nach 30 Minuten Laden an der Schnellladestation verfügt ein Elektrofahrzeug in der Regel wieder über 80 Prozent seiner Reichweite. In Zukunft sollen dafür sogar nur noch 15 Minuten notwendig sein.
4. Im Winter sinkt die Reichweite um 50 Prozent
Diese Behauptung geht auf einen Test zurück, den der ADAC gemeinsam mit dem österreichischen Automobilclub ÖAMTC durchgeführt hat. Dafür wurde allerdings nur ein Fahrzeugmodell von 2009 herangezogen. Seitdem gibt es deutlich bessere Autos auf dem Markt. Es ist zwar richtig, dass es im Winter zu Reichweitenverlusten bei Elektroautos kommt. Grundsätzlich fallen diese jedoch moderat aus, und sie sind extrem von den tatsächlichen Temperaturen abhängig. Wenn Sie im Winter ein paar Tipps beachten, die den Akku schonen, sollten Sie auf der sicheren Seite sein:
- Heizen Sie Ihr E‑Auto zu Hause vor – am besten, solange es noch an der Steckdose oder Wallbox angeschlossen ist. Eine kalte Batterie braucht unterwegs mehr Energie, um auf Betriebstemperatur zu kommen.
- Falls möglich, parken Sie Ihr E‑Auto in der Garage.
- Fahren Sie vorausschauend und heizen Sie maßvoll.
- Nutzen Sie den Eco-Modus Ihres Fahrzeugs.
5. Die Ladezustandsanzeigen sind nicht zuverlässig
Wie viel Energie der Akkumulator noch hergibt, lässt sich einfach an der Ladezustandsanzeige des Wagens ablesen. Viele trauen dieser Angabe aber nicht so recht: Bringen mich 50 Prozent wirklich bis ans Ziel? Sollte ich nicht doch noch einmal an einer Ladesäule halten? Diese Fragen erübrigen sich, wenn Sie im Display Ihres Fahrzeugs auf die Reichweitenanzeige schauen. Die rechnet zuverlässig vor, für wie viele Kilometer der Ladestand der Batterie bei gleichbleibender Fahrweise in etwa reicht. Übrigens: Auch der Stromspeicher verfügt über eine stille Reserve, ähnlich wie ein Verbrennertank. Die Extraenergie soll sicherstellen, dass der Wagen im Ernstfall aus einer Gefahrenzone bewegt werden kann.