Fahrspaß aus dem Stand: Darum beschleunigen Elektroautos so gut
Die Beschleunigung ist bei Elektroautos oft besser als bei Verbrennern. Wir sagen, welche Rolle der E-Motor dabei spielt, welche Serienfahrzeuge am schnellsten auf Touren kommen und wo es Verbindungen zwischen Rennsport und Straßenverkehr gibt.
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- ID.4: Stromverbrauch (kombiniert): 16,3–15,5 kWh/100 km; CO2-Emission in g/km: 0; Effizienzklasse: A+++. *Der ID.4 Pure ist vorübergehend nicht mit einer individuellen Ausstattung bestellbar.
Die Beschleunigung ist bei Elektroautos oft besser als bei Verbrennern. Wir sagen, welche Rolle der E-Motor dabei spielt, welche Serienfahrzeuge am schnellsten auf Touren kommen und wo es Verbindungen zwischen Rennsport und Straßenverkehr gibt.
Die Beschleunigung von E-Autos …
- … vermittelt schon in alltagstauglichen Modellen viel Fahrspaß.
- … ist dank des augenblicklich verfügbaren Drehmoments des Elektromotors so gut.
- … wirkt sich weniger stark auf die Reichweite aus als bei Autos mit Verbrennungsmotor.
Zugegeben, bei Elektrofahrzeugen sind sanftes Anfahren und vorausschauendes Verhalten gut für die Reichweite und schonen die Batterie. Manchmal jedoch reizt der kraftvolle Druck aufs Fahrpedal einfach zu sehr. Und warum auch nicht? Elektroauto fahren soll schließlich Spaß machen. Den verspürt man besonders beim Beschleunigen. Verglichen mit den meisten Benzinern und Dieseln kommen E-Autos vom Start weg merklich kraftvoller und spritziger daher. Aus dem Stand haben herkömmliche Elektrofahrzeuge selbst gegenüber sportlichen Verbrennern oftmals die Nase vorn. Doch woran liegt das?
Der Schlüssel liegt in der Funktionsweise des Elektromotors, der selbst in familienfreundlichen E-Autos oft für ein relativ großes Drehmoment sorgt. Das in Newtonmeter (Nm) angegebene Drehmoment meint grob gesagt die Kraft, mit der etwas gedreht wird. Sie ist gemeinsam mit der Drehzahl des Motors für die Leistung verantwortlich. Die Leistung lässt sich in Kilowatt (kW) oder Pferdestärken (PS) angeben. In Elektroautos steht das volle Drehmoment praktisch ab Start und über ein breites Drehzahlband zur Verfügung.
Benziner und Diesel dagegen müssen schon auf 800 bis 1.000 Umdrehungen kommen, um eine nennenswerte Zugkraft abrufen zu können. Das maximale Drehmoment gibt es in der Mitte des Drehzahlbands. Für die maximale Leistung arbeiten Autos mit Verbrennungsmotor beinahe mit höchster Drehzahl, der Tourenzähler im Armaturenbrett kratzt dann am roten Bereich. Bis dahin vergehen Sekunden – die den Elektrofahrzeugen beim Beschleunigen einen Vorsprung verschaffen. Das gilt umso mehr, je stärker das Drehmoment und je kleiner die dafür benötigte Drehzahl des Motors ist.
Starke Beschleunigung führt zu Nachteilen bei der Reichweite
Generell beschleunigen Elektroautos bei Geschwindigkeiten bis 120 Stundenkilometern oft besser als Autos mit Verbrennungsmotor. Und es macht ihnen weniger aus. Während Diesel und Benziner bei starker Beschleunigung deutlich mehr Kraftstoff schlucken, ist der Energieverbrauch bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen weniger spürbar. Dennoch: Nachteile für Reichweite und Langlebigkeit der Lithium-Ionen-Batterien hat ein Kick-down in jedem Fall.
An der Kulisse für die Beschleunigung scheiden sich dann die Geister. Während manch ein Verbrenner-Fan den Vorgang ausgiebig hören und im ganzen Auto spüren möchte, schätzen E‑Auto-Freunde den Komfort, mit dem ihr Fahrzeug Tempo aufnimmt. Elektroautos kommen nämlich fast ohne Lärm und störende Vibrationen auf Touren. Da die Fahrzeuge meist mit nur einem Gang unterwegs sind, erreichen sie ihre Höchstgeschwindigkeit zudem ganz ohne Schaltunterbrechung.
Nicht einmal zum Rückwärtsfahren benötigen E-Autos einen speziellen Gang, dafür kehrt der Elektromotor einfach seine Drehrichtung um. Auf die gleiche Endgeschwindigkeit wie beim Vorwärtsfahren können die Fahrzeuge dabei allerdings nicht beschleunigen. Das verhindern elektrische Begrenzer.
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Wer kommt am besten weg? Serien-Elektroautos in den Top 10
Zuletzt hat die britische Zeitschrift autocar eine Liste mit Serienautos zusammengestellt, die über eine herausragende Beschleunigung verfügen. In die Top 10 haben es zahlreiche Elektrofahrzeuge geschafft. Unter anderem der Porsche Taycan Turbo S (Stromverbrauch kombiniert: 28,5 kWh/100 km (NEFZ); CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Effizienzklasse: A + + +), der in 2,4 Sekunden von null auf 62 Meilen pro Stunde (mph), also knapp 100 Stundenkilometer, und damit auf Platz 2 sprintete. Dem E-Flitzer folgen zwei weitere Stuttgarter auf den vordersten Plätzen. Der Hybrid-Sportwagen Porsche 918 Spyder (nicht mehr erhältlich) erreichte 60 mph (96,6 km/h) in 2,5 Sekunden. Das brachte ihm Platz 3 ein. Auf Rang 5 katapultierte sich der Benziner Porsche 911 Turbo S (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 254 g/km; Effizienzklasse: G) – 2,6 Sekunden bis 62 mph.
Während oben genannte Autos natürlich ausgewiesene Rennmaschinen sind, müssen sich auch alltagstauglichere Modelle bei der Beschleunigung nicht verstecken. Volkswagen etwa hat seinen ID.3 Pro Performance () mit einem Heckantrieb ausgestattet, der es auf eine Leistung von 150 kW/204 PS bringt. Das maximale Drehmoment liegt bei 310 Nm. Bis das Auto von null auf 100 Stundenkilometer kommt, vergehen gerade einmal 7,3 Sekunden.

ID.R auf 100 km/h – in nicht mal zwei Sekunden
Ein anderes Mitglied der ID. Familie bewegt sich dann aber doch in anderen Sphären. Der ID.R von Volkswagen jagt in weniger als zwei Sekunden von 0 auf 100 km/h. Seine Höchstgeschwindigkeit wird mit 270 km/h angegeben. Verantwortlich dafür sind zwei Elektromotoren, die dem Fahrzeug eine Leistung von 500 kW (680 PS) bescheren.
Gelegenheit, den ID.R in aller Ruhe an der roten Ampel zu bestaunen, wird man nicht bekommen. Das erste rein elektrisch angetriebene Rennfahrzeug von Volkswagen ist nicht für den Straßenverkehr gemacht. Der Bolide tobt sich ausschließlich auf Rennstrecken aus. Und das mit großem Erfolg.
Nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hat der ID.R erstmals Mitte 2018. Beim prestigeträchtigen Pikes Peak International Hill Climb im US-Bundesstaat Colorado absolvierte er die 19,99 Kilometer lange Strecke in 7:57,148 Minuten – und damit in 16 Sekunden weniger als der bisherige Rekord, den zuvor ein Rennwagen mit Verbrennungsmotor aufgestellt hatte.
Immerhin mit der schnellsten Runde eines Elektrofahrzeugs endete der Auftritt des ID.R am Nürburgring Mitte 2019: 6:05,336 Minuten für die 20,8 Kilometer lange Nordschleifenstrecke bedeuteten eine neue Bestzeit für elektrisch betriebene Rennwagen. Auch beim britischen Goodwood Festival of Speed (u. a. Gesamt-Streckenrekord) und am chinesischen Berg Tianmen (Rekord für schnellste Bewältigung der Bergstraße zum „Himmelstor“) sorgte der ID.R schon für Furore.
Elektromobilität: Wissenstransfer zwischen Rennsport und Straßenverkehr
Für Anhängerinnen und Anhänger des Rennsports ist das schlicht grandios, für Teilnehmende am normalen Straßenverkehr zumindest nicht unwichtig. Denn die (Weiter-)Entwicklung des ID.R liefert Volkswagen immer wieder wertvolle Erkenntnisse für die Serienproduktion anderer ID. Modelle. Ein aerodynamisches Design etwa, auf der Rennstrecke noch für Rekorde optimiert, trägt in abgewandelter Form zu maximaler Effizienz und einer hohen Reichweite bei. Auch beim Antriebskonzept oder den Lithium-Ionen-Akkus profitiert man in der E‑Mobilität von Erfahrungen aus dem Rennsport.
Vielleicht erklärt ja diese Verbindung zwischen Rennsport und Serienproduktion, warum das Fahren mit einem Elektroauto so viel Spaß macht. Selbstverständlich soll das heimische Straßennetz dabei nicht zur Rennpiste werden. Ein gutes Gefühl stellt sich aber auch im elektrisch betriebenen Serienfahrzeug ein, sobald die Ampel auf Grün springt – vor allem, wenn man ein bisschen stärker aufs Fahrpedal drückt, als gut für die Reichweite ist.