Industrial Cloud: Vernetzte Produktion
Industrie 4.0 wird Wirklichkeit: Neue Cloud-Dienste und das Industrial Internet of Things (IIoT) machen es möglich, ganze Produktionsanlagen zu vernetzen. (Bild: Getty Images)
Industrie 4.0 wird Wirklichkeit: Neue Cloud-Dienste und das Industrial Internet of Things (IIoT) machen es möglich, ganze Produktionsanlagen zu vernetzen. (Bild: Getty Images)
Das und mehr erfahren Sie hier über die Vernetzung der Industrie:
- Die Industrial Cloud vernetzt Produktionsanlagen.
- Der weltweite Datenaustausch verbessert Flexibilität und Effizienz.
- Cloud-Partner steuern Software-Applikationen bei.
Die Vernetzung von Fahrzeugen ist in der Wirklichkeit angekommen: Elektroautos wie die ID. Modelle von Volkswagen können regelmäßig „Over-the-Air“-Updates bekommen, wie wir sie schon von Smartphones kennen. Über die Cloud werden aber auch komplette Produktionsanlagen untereinander und mit zentralen Rechenzentren vernetzt. Neue Cloud-Services und das „Industrial Internet of Things“ (IIoT) machen das möglich.
Als globales Unternehmen betreibt der Volkswagen Konzern mehr als 120 Produktionsanlagen auf der ganzen Welt. In den Werken existieren derzeit noch sehr viele unterschiedliche Datenlösungen und -silos, die einen einheitlichen Blick auf Daten sehr schwer machen.
Deshalb wird der Ruf nach einer Konsolidierung und Vereinheitlichung der Anwendungen und Sammlungen immer lauter, weil erst das einen werkübergreifenden Datenaustausch ermöglicht.
Wie wäre es, die Daten sämtlicher Fertigungsstandorte zu vereinheitlichen und in einer gemeinsamen Cloud abzulegen? Genau diese Idee verfolgt Volkswagen mit seiner Industrial Cloud, die im Februar 2019 an den Start gegangen ist. Sie macht Industrie 4.0 – also die digitalisierte Produktion – zum neuen Standard.
Industrial Cloud: Von der Idee zur Realität
Die Industrial Cloud ist die Grundlage für eine durchgängige Digitalisierung von Produktion und Logistik bei Volkswagen: Alle Maschinen, Anlagen und Systeme der weltweiten Standorte des Volkswagen Konzerns sollen sich verstehen und austauschen. Das ist der Grundgedanke hinter der Industrial Cloud. Volkswagen möchte mit dem Projekt effizienter und flexibler werden.
Die Industrial Cloud ermöglicht es in einem ersten Schritt, Daten aus allen Produktionsanlagen zusammenzuführen, um neue Erkenntnisse für die Optimierung von Abläufen zu gewinnen. Sie hilft außerdem, den Materialfluss noch effizienter zu steuern, Lieferengpässe und Prozess-Störungen früher zu erkennen und Maschinen und Anlagen in jeder Fabrik optimal auszulasten.
Die Cloud-Plattform mit ihrem vereinfachten Datenaustausch schafft darüber hinaus eine Grundlage, um neue Technologien schnell und standortübergreifend bereitzustellen. Dazu zählen beispielsweise intelligente Robotik oder eine Datenanalytik, mit der sich werksübergreifende Prozesse vergleichen und verstehen lassen.
Neue Anwendungen, beispielsweise in der IT-Sicherheit für Anlagen, können mit der Cloud-Plattform direkt auf alle weltweiten Standorte übertragen werden. Anders gesagt: Jede Innovation im Bereich Software ist künftig nur noch einen Mausklick entfernt.
Starke Partner: Das Internet der Dinge (IoT) trifft die Automobilbranche
Die neue Industrial Cloud ist ein gemeinsames Projekt von Volkswagen, Amazon Web Services (AWS) und Siemens. Die Partner haben eine mehrjährige Entwicklungszusammenarbeit dafür vereinbart.
Die Basis der Volkswagen Industrial Cloud bilden AWS-Technologien aus den Bereichen Internet of Things (IoT), Maschinelles Lernen, Datenanalytik und Computing Services. All diese Technologien wurden auf die speziellen Anforderungen von Volkswagen und der Automobilbranche hin erweitert.
Als Integrationspartner bringt Siemens Anwendungen der offenen IoT-Plattform MindSphere in die neue Volkswagen Industrial Cloud. Zudem bringt der Technologiekonzern sein Know-how in der Automatisierung und der Rohdaten-Aufbereitung in die Zusammenarbeit ein.
Win-win-Situation: Offen für neue Partner
Die Industrial Cloud ist keine geschlossene Plattform, sondern ganz bewusst als industrielles Partnernetzwerk angelegt. Neben der gesamten Wertschöpfungskette mit über 30.000 Standorten von mehr als 1.500 Zulieferern und Partnerunternehmen profitieren auch andere Unternehmen aus Maschinenbau und Technologie von der Industrial Cloud.
Neue Partner können sich mit Volkswagen Standorten vernetzen und eigene Software-Applikationen zur Optimierung von Fertigungsabläufen in der Industrial Cloud beisteuern. Bereits seit Mitte 2020 sind elf Pionierpartner Teil der offenen Industrie-Plattform: ABB, ASCon Systems, BearingPoint, Celonis, Dürr, GROB-WERKE, MHP, NavVis, SYNAOS, Teradata und WAGO. Gespräche mit weiteren Unternehmen laufen.
Digitaler Markplatz für Industrie-Anwendungen
Volkswagen und AWS schaffen mit der Industrial Cloud auch einen digitalen Marktplatz für Industrie-Anwendungen. An der Plattform beteiligte Partner werden dort ihre Software-Anwendungen untereinander tauschen, veräußern und nutzen können – unabhängig von einem Einsatz bei Volkswagen. Die technische Basis dafür wird derzeit entwickelt.
Die Vielfalt der Partner lässt sich am Portfolio der Industrie-Anwendungen bereits ablesen: So gibt es eine Anwendung, mit der sich die Wartungsintervalle von Maschinen simulieren lassen. Eine andere Applikation arbeitet mit einem Algorithmus, der mit künstlicher Intelligenz den Einsatz fahrerloser Transportsysteme optimiert. Und für das umfassende Bild stehen auch eine Software zur Optimierung der Anlageneffektivität (Overall Equipment Effectiveness, OEE) sowie eine Anwendung zur Erzeugung eines digitalen Zwillings („Digital Twin“) in der Cloud. Auch Volkswagen wird künftig Software-Anwendungen beisteuern.
Mitmach-Montage in Dresden
In der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden, wo der ID.3 gefertigt wird, lässt sich das Zusammenspiel verschiedener Cloud-Anwendungen hautnah erleben. Bei speziellen Fertigungsführungen können technikbegeisterte Besucherinnen und Besucher das Elektroauto nicht nur ein Stück entlang der Produktionsstraße begleiten; sie können unter fachkundiger Anleitung sogar selbst daran bauen.