Elektroautos als Stromspeicher
Erneuerbare Energien gelten als nachhaltiger Weg in die Energiezukunft. Sonne und Wind liefern zeitweise sogar so große Strommengen, dass es zu einer Überproduktion kommt. Wie können Elektroautos dabei helfen, diese wertvolle Energie zu speichern?
Das und mehr erfahren Sie über die Stromspeicherung von E-Autos:
- Elektroautos können selbst wie eine Batterie funktionieren und Strom zwischenspeichern.
- In smarten Stromnetzwerken können sie Energie aufnehmen und wieder abgeben – je nach Bedarf.
- Die Nutzung von gespeichertem, selbst erzeugtem Strom unterstützt die Energiewende und kann bares Geld bringen.
Hand in Hand: Elektromobilität und Energiewende
Was wäre, wenn das Auto der Zukunft nicht nur mit einem Akku fährt, sondern selbst zu einem wird? E-Autos sind eine mögliche Antwort auf die Zukunftsfrage der Energiespeicherung. Die meisten Autos werden bis zu 23 Stunden am Tag nicht gefahren. Während dieser Zeit könnten die Batterien der E-Autos als Stromspeicher dienen.
Hinter dieser Idee steht das Konzept „Vehicle-to-Grid“ – kurz V2G. Das Prinzip: Das Elektroauto wird nicht nur zum Laden angeschlossen, sondern intelligent in das hauseigene Stromnetz eingebunden. Energiemanagementsysteme (EMS) koordinieren automatisch die Aufnahme und Abgabe von Energie.
Ziel dieses Energiemanagements ist es, überschüssige Energie, z. B. aus einer eigenen Photovoltaikanlage, im Fahrzeug zwischenzuspeichern. Bei Bedarf kann sie von dort entnommen werden, um die eigenen Stromkosten zu senken. Oder sie kann in das Stromnetz eingespeist werden. Die Batterie wird dabei nie vollständig entladen, damit das Auto für den nächsten Start funktionsfähig bleibt.
Bidirektionales Laden
Grundvoraussetzung dafür, dass Elektroautos Teil eines intelligenten Stromnetzes werden können, ist das bidirektionale Laden. Das bedeutet, dass der Akku nicht nur Energie aufnehmen, sondern auch wieder abgeben kann. Der Strom kann also in zwei Richtungen fließen. Das hat mehrere Vorteile: Wenn die hauseigene Photovoltaik-Anlage zum Beispiel mehr Energie produziert, als benötigt wird, kann dieser Überschuss in den Speicher des E-Autos fließen und später durch andere Verbraucher im Haus abgerufen werden. Das lastet nicht nur die PV-Anlage besser aus, sondern ist auch finanziell günstiger: Selbst erzeugte Energie lohnt sich am meisten, wenn man sie selbst verbraucht. Denn die Abgabe ins öffentliche Netz bringt derzeit nur wenig Geld. Aber auch ohne Solarstrom ist bidirektionales Laden für den Geldbeutel interessant: Denn so kann das Fahrzeug Strom laden, wenn dieser – je nach Tarif – günstig ist. Dann steht er dem Haus zu Zeiten zur Verfügung, in denen Strom aus dem Netz teurer ist. Ein Pilotprojekt von Volkswagen mit dem Fraunhofer-Institut wurde bereits erfolgreich abgeschlossen.
Die Möglichkeit des Entladens erweitert den Lösungsansatz, erneuerbare Energien noch besser zu integrieren.Dr. Gunnar Steg, Experte für die Netzintegration von Fahrzeugen bei der Volkswagen Group Charging GmbH (Elli)
Bidirektionales Laden lebt von Kommunikation
Damit die EMS zuverlässig arbeiten, müssen die unterschiedlichen Netzteilnehmer in der Zukunft miteinander kommunizieren können. „Der Volkswagen Konzern setzt dabei auf den einheitlichen Kommunikationsstandard EEBUS, der über den Einsatz von EMS eine intelligente Vernetzung von Haushaltsgeräten und Anwendungen zur Energieeffizienz ermöglicht. So soll die Ladetechnik auf möglichst breiter Basis mit der Haustechnik kompatibel gemacht werden“, erläutert Steg. Die EEBUS-Initiative möchte eine einheitliche Sprache, die Geräte und Plattformen unabhängig von Hersteller und Technologie frei nutzen kann – über die Grenzen von Ländern und Branchen hinweg.
Damit die Kommunikation zwischen Elektroauto und Ladestation automatisiert abläuft, setzt Volkswagen in seinen nächsten Modellgenerationen die ISO-Norm 15118 um. Sie definiert die Fahrzeug-zu-Ladepunkt-Schnittstelle zum Laden von Elektrofahrzeugen. So wird das sogenannte Plug & Charge ermöglicht: Der Ladevorgang startet und endet einfach durch das Ein- beziehungsweise Ausstecken des Ladekabels. Dieser Standard ist perspektivisch auch wichtig für das Zurück-Einspeisen des Stroms.
„Durch das smarte Energiemanagement kann der Fahrer eines Elektrofahrzeugs sicher sein, dass er sein Reiseziel erreicht – unabhängig davon, ob die Sonne scheint oder der Herbststurm tobt“, erklärt Steg. Wenn E-Autos und Wallboxen bald miteinander kommunizieren, müssen Fahrer künftig nichts weiter tun, als das Ladekabel anschließen. Das EMS kümmert sich dann gemeinsam mit dem Fahrzeug um den Rest. Das gilt auch für den Abrechnungsvorgang mit dem Energieversorger, denn dieser wird zukünftig für den Service bezahlen, den das Elektroauto leistet.