Spanien gegen Deutschland in der Vorrunde

Traumtore und Tiki-Taka

Emma peilt die Lage, Uwe kriegt Magenkrämpfe und Rudi sorgt für Aufwind – die Auftritte der DFB-Auswahl gegen Spanien hatten immer viel zu bieten.

Emmas linke Klebe
20. Juli 1966, Birmingham,
WM-Vorrunde, 2:1

Vorrunde 1966

Bei der WM 1966 in England stehen sich beide Nationalmannschaften erstmals in einem Pflichtspiel gegenüber. Franz Beckenbauer, Uwe Seeler und Co. brauchen für den Einzug ins Viertelfinale mindestens einen Zähler. Doch Europameister Spanien legt das erste Tor vor (Josep Fusté, 23. Minute). Dann kommt der Auftritt des Spielers, über dessen Einsatz Bundestrainer Helmut Schön bis fünf Uhr morgens grübelte: der bis dahin verschmähte Stürmer Lothar „Emma“ Emmerich. Nach einem weiten Einwurf von Siggi Held erwischt Emmerich den Ball auf Höhe der linken Torauslinie und peitscht ihn per Volleyabnahme in den Giebel – Keeper José Ángel Iribar reagiert nicht einmal. „Emmas majestätische linke Klebe“ gilt bis heute als eines der schönsten Tore in der Historie der DFB-Auswahl. Mit dem zweiten deutschen Tor macht Uwe Seeler (83. Minute) den Gruppensieg perfekt und besiegelt das WM-Aus der Spanier.

Die Schwarze Nacht von Paris
20. Juni 1984, Paris,
EM-Vorrunde, 0:1

1984 Vorrunde

Showdown im Pariser Prinzenpark: Den Deutschen genügt ein Remis, die Spanier brauchen einen Sieg, um in das EM-Halbfinale einzuziehen. Die DFB-Auswahl hat etliche Chancen, um in Führung zu gehen. Doch Karl-Heinz Rummenigge, Klaus Allofs, Rudi Völler, sie alle scheitern an Torwart Luis Arconada. Auf der anderen Seite der Schock: Kurz vor der Halbzeit entscheidet der Schiedsrichter auf Elfmeter für die Iberer. Toni Schumacher pariert, die deutsche Nationalmannschaft ist weiter im Spiel und im Turnier. Die zweite Hälfte gleicht einer Abwehrschlacht – eine, die aus deutscher Sicht bitter endet. Sekunden vor Abpfiff köpft der aufgerückte Libero Antonio Maceda den Ball ins Netz. Bundestrainer Jupp Derwall tritt nach der „Schwarzen Nacht von Paris“ zurück. Spanien schafft es bis ins Finale und verliert 0:1 gegen Gastgeber Frankreich, das von dem alles überragenden Michel Platini (neun Turniertore) angeführt wird.

Magenkrämpfe vom Zuschauen
21. Juni. 1994, Chicago,
WM-Vorrunde, 1:1

Vorrunde 1994

Bevor Deutschland im Viertelfinale an historisch starken Bulgaren scheitert, trifft das Team von Berti Vogts im zweiten Vorrundenspiel auf Spanien. Lothar Matthäus, Jürgen Kohler, Andreas Brehme, es stehen hochdekorierte Weltstars und -meister auf dem Rasen. Doch die Spanier sind agiler. Allen voran Pep Guardiola, der im Mittelfeld der Spanier die Fäden zieht. Sein Team hebelt die hüftsteif wirkende deutsche Defensive mit schnellen Ballstafetten aus. Bei der 1:0-Führung Spaniens macht Torwart Bodo Illgner eine unglückliche Figur. Nach der Pause gleicht Deutschland durch Jürgen Klinsmann glücklich aus und rettet das 1:1 bis zum Abpfiff. Auf die Leistung des Teams angesprochen, sagt DFB-Legende Uwe Seeler: „Da kann man Magenkrämpfe vom Zuschauen bekommen.“

Neustart mit Ruuuudi
16. August 2000, Hannover,
Testspiel, 4:1

Testspiel 2000

Fußball-Deutschland hat den Blues. Schuld ist das Vorrunden-Aus bei der Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden zwei Monate zuvor. Im Spiel eins nach dem Debakel will die neu formierte Truppe ein Ausrufezeichen setzen. Die Vorzeichen stehen schlecht. Gegner Spanien ist mit seiner Weltstar-Armada angereist, unter anderem Pep Guardiola, Gaizka Mendieta, Raúl. Auf dem Papier wirkt Deutschland unterlegen, liefert dann aber eines der besten Spiele der jüngeren Länderspielgeschichte ab. Zweimal Mehmet Scholl, zweimal Alexander Zickler, 4:0. Raúl trifft zum 1:4, aber das juckt niemanden. Seither verstummen die „Rumpelkicker“-Schmährufe. Zaghaft beginnen die Deutschen, sich wieder für ihre Fußballnationalmannschaft zu begeistern. Vor allem aber für Rudi Völler, grau gelockt, Schnurrbärtchen, ein Sympathikus. Der neue Teamchef, liebevoll-frenetisch „Ruuuudi“ genannt, wird das Team 2002 zum Vize-WM-Titel führen.

Die Tiki-Taka-Demontage
26. Juni 2008, Wien,
EM-Finale, 0:1

2008 EM-Finale

Selten war ein Finale vom Resultat her so knapp und gleichzeitig doch so einseitig wie das bei der EM 2008. Die Spanier legen sich mit ihrem durch Kurzpasskombinationen geprägten Spielstil („Tiki-Taka“) die DFB-Elf zurecht. In der 33. Minute vollstreckt Fernando Torres einen Pass von Xavi zur Führung, indem er erst Philipp Lahm überläuft und dann Torwart Jens Lehmann überlupft. Einen bleibenden Eindruck hinterlassen auch die Bilder von „Aggressive Leader“ Torsten Frings, der sich mit einem Rippenbruch über den Platz schleppt.

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