„Torjägerkanone für
alle“: Kreisliga-Knipser fand seinen Klub im Internet
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- © Lukas Laun
Wenn Vildan Islami auf die Torjägerkanone für alle angesprochen wird, dann leuchten direkt die Augen des 26 Jahre alten Nordmazedoniers. „Diese sehr gute Aktion motiviert mich noch mehr“, lobt der Stürmer des 1. FC Viktoria 07 Kelsterbach aus der hessischen Kreisliga A Maintaunus die Aktion von kicker, FUSSBALL.DE und Volkswagen. Sie ehrt die treffsichersten Amateurfußballer:innen. Dabei wird bei den Männern jede Spielklassenebene von der 4. Liga bis zur 11. Liga gewertet sowie bei den Frauen von der 3. Liga bis zur 7. Liga.
Nach einer starken ersten Saisonhälfte darf sich Islami gute Chancen ausrechnen, am Saisonende die Torjägerkanone für die 9. Liga in Empfang nehmen zu dürfen. Mit 38 Treffern nach den ersten 19 Saisonspielen, also zwei Toren im Schnitt pro Spiel, ist der Viktoria-Stürmer aktuell bundesweit die Nummer eins. Der Vorsprung auf den Zweitplatzierten beträgt allerdings nur ein Tor.
„Um ganz oben bleiben zu können, werde ich wohl auch bis zum Saisonende weiterhin so gut treffen müssen wie bisher“, sagt Vildan Islami – und fügt gleich hinzu: „Das ist definitiv auch mein Ziel, für das ich hart arbeite: Allerdings nicht in erster Linie, um Torschützenkönig zu werden, sondern um der Mannschaft zu helfen.“ Nach zwei corona-bedingten Saisonabbrüchen soll im dritten Anlauf der Aufstieg in die Kreisoberliga gelingen. Als Spitzenreiter und bei acht Punkten Vorsprung auf Rang drei stehen die Chancen gut.
Seit fast drei Jahren lebt Islami im Frankfurter Raum, hatte damals seine Familie in Nordmazedonien verlassen, um in Deutschland Arbeit zu suchen – und einen Fußballverein. In seiner Heimat hatte es der talentierte Angreifer sogar bis in die 2. Liga geschafft, war dort für KF Gostivar am Ball. „Wir haben zwar schon unter professionellen Bedingungen trainiert, aber die Gehälter sind dort nicht so, dass man allein vom Fußball leben kann“, sagt er.
Beruflich fasste Vildan Islami in seiner neuen Heimat schnell Fuß, fand zunächst eine Arbeitsstelle in Offenbach und wechselte später nach Kelsterbach, nur wenige Kilometer vom Frankfurter Flughafen entfernt. Dort ist er jetzt im Elektromaschinenbau beschäftigt.
„Zu Beginn war es schwierig für mich, denn ich kannte niemanden in Deutschland“, erklärt er. Bei der Suche nach einem Klub war er deshalb auch auf das Internet angewiesen. „Ich hatte gesehen, dass es in Kelsterbach einen großen Sportplatz gibt. Deshalb habe ich bei Google den entsprechenden Verein gesucht und die Viktoria gefunden“, verrät der Stürmer.
Als sich Vildan Islami beim Neuntligisten vorstellte, war Trainer Ahmet Demiroglou schnell von den Qualitäten des überraschenden Zugangs überzeugt und baute ihn in sein Team ein. Diese Entscheidung sollte sich als Glücksfall für die Viktoria herausstellen.
Dass in den ersten beiden Spielzeiten „nur“ 15 Tore in zehn Partien für den neuen Angreifer heraussprangen, lag zunächst an beruflichen Gründen und dann vor allem an der Coronapandemie. Die monatelange Zwangspause zerrte auch an Islamis Nerven. „Dass wir so lange nicht trainieren und spielen konnten, war schlimm. Umso glücklicher war ich, dass wir im Sommer wieder vergleichsweise normal in die Saison gestartet sind“, sagt er.
Nach einer intensiven Vorbereitung will Islami die zweite Halbserie auch nutzen, um weitere Eigenwerbung zu betreiben. „Ich würde mir schon wünschen, noch einmal höherklassig zu spielen, wenn alles passt“, bekennt er. Auf der anderen Seite weiß er aber auch, was er an seinem Verein hat: „Das Team hat mich super aufgenommen, auch sportlich läuft es ausgezeichnet. Inzwischen ist die Viktoria wie eine Familie für mich.“
Auf seine sportlichen Stärken angesprochen nennt Islami neben seiner Schnelligkeit vor allem seinen Torriecher. „Ich weiß oft schon vorher, wohin der Ball kommt“, sagt er. Dazu ist er beidfüßig, gerne auch mal aus der Distanz: „Wenn ich eine Chance sehe, ziehe ich aus allen Lagen sofort ab.“ Mit seiner Körpergröße von 1,75 Metern besitzt er zwar kein „Gardemaß“, dennoch schlagen auch einige Kopfballtore zu Buche.
Obwohl er die beiden besten Bundesligastürmer Robert Lewandowski und Erling Haaland ebenfalls sehr bewundert, nennt Vildan Islami den kolumbianischen Topangreifer Radamel Falcao vom spanischen Erstligisten Rayo Vallecano sein Vorbild. „Besonders während seiner Zeit bei Atlético Madrid zwischen 2011 und 2013 hat er mir gefallen. Er ist ein kompletter Stürmer. Außerdem ähnelt meine Spielweise am ehesten seinem Stil“, meint Islami.
Der inzwischen 36 Jahre alte Falcao, mit 1,77 Metern ebenfalls kein „Riese“, kommt in Spaniens höchster Spielklasse auf starke 57 Tore in 83 Spielen. Von einer Trefferquote wie Vildan Islami kann allerdings auch er nur träumen.