Corona-Chroniken aus Brandenburg
Rund um den Tag der Amateure, präsentiert von 11FREUNDE und unterstützt von Volkswagen, waren Amateurvereine aufgerufen, Geschichten aus ihrem Vereinsleben zu erzählen. Die schönste kam vom Mögeliner SC 1913 und wird mit einem VW Kleinbus prämiert. Und das hier ist die Story des familiären Klubs aus Brandenburg, erzählt von Philipp Morgenroth.
Wisst ihr noch, wie es war, als Corona begann? Wir wissen es noch ganz genau. Am 15.03.2020 erfuhren wir, dass der Ball vorerst nicht mehr rollt. Kein Training, kein Spiel, gar nichts. Es wird eine Weile nichts mehr los sein am Günther-Heitepriem-Sportplatz, der Heimstätte unseres Mögeliner SC 1913. Deutschland befand sich in Schockstarre, wir auch. Aber nur kurz. Schnell war klar, dass wir als MSC unserem Dorf samt seinen Menschen helfen wollen. Das war schon immer so: Mögelin kann sich auf den MSC verlassen.
Wir sind ein kleiner Verein mit 169 Mitgliedern, im Herzen vom brandenburgischen Westhavelland. Unsere Erste spielt aktuell Kreisliga A, wir haben ein paar Jugendteams und dazu eine Tischtennis-Abteilung. Außerdem sind viele Menschen bei uns ehrenamtlich und mit viel Herzblut aktiv. Man kann schon sagen, dass wir das Aushängeschild des Dorfes sind. Und als solches helfen wir der Gemeinschaft, wann immer sie uns braucht.
Mögelin ist schwarz-gelb
Als sich die Nachbarschaftshilfe „Mögelin hilft“ formierte, waren unsere Spieler sofort dabei. MSC’ler halfen Einheimischen, die zur Risikogruppe gehören, zum Beispiel beim Einkaufen oder bei der Gartenarbeit. Um das örtliche Tierheim und die Tafel zu unterstützen, veranstalteten wir eine Charity-Aktion. Einige von uns erschufen ein handgemachtes und -bemaltes Vereinswappen aus Holz. Das gute Stück wurde für 600 Euro versteigert. Einige Spieler malten zudem ein großes Spruchband, auf dem sie Menschen, die systemrelevanten Berufen nachgehen, dankten. Das Spruchband hing lange Zeit an unserem Sportplatz.
Als sich die pandemische Lage etwas entspannte, wir aber immer noch nicht kicken durften, widmeten wir uns unserer Anlage. Wir haben Trainerbänke, Stehtische und Kabinen gestrichen, das Kassenhäuschen ausgebaut und die Flutlichtanlage modernisiert. Ein paar örtliche Sponsoren und viele Freiwillige unterstützten uns dabei. Sieht jetzt wirklich klasse aus bei uns. Die ungewollt spielfreie Zeit haben wir auch dafür genutzt, Merchandising zu entwickeln und im Onlineshop zu verkaufen. Jetzt gibt es Hoodies, T-Shirts, Wollmützen, Baby-Lätzchen und Teddybären in schwarz-gelb.
Abschiedsspiel für Axel
Die Spieler der Ersten und Zweiten joggten derweil eine Menge – behaupten sie jedenfalls – und die Jugendlichen bekamen ein Videotraining per WhatsApp zugeschickt. Das hat sie aber nicht davon abgehalten, bei der Klopapier-Challenge auf Social Media mitzumachen. Wir haben halt versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Aber zum Glück wurden schnell erste Lockerungen eingeführt. Wir haben sofort ein Hygienekonzept entwickelt, das für gut befunden wurde und uns erlaubte, in kleineren Gruppen zu trainieren. Endlich wieder der Geruch von Gras und Schweiß in der Kabine. Doch aus Freude wurde Melancholie.
Die Saison wurde vorzeitig beendet und damit auch die einzigartige Karriere von Axel Heidepriem. Unser Axel, langjähriger Cheftrainer und Spieler. Nach 387 Spielen, 33 Toren und 13 Trainerjahren. Er hatte vor einer Weile beschlossen, dass dies seine letzte Saison sein sollte. Vor Corona stand das Team auf Platz 2 und schnupperte am Aufstieg in die Kreisoberliga. Doch aus all dem wurde nichts. Bitter, das konnten wir so nicht hinnehmen. Zum Tag der Amateure organisierten wir ein Abschiedsspiel. „Axel & Friends“ vs. „MSC Legends“. Alte Wegbegleiter kamen sogar aus Hamburg und Hessen – nur um ein letztes Mal mit Axel auf dem Rasen zu stehen. Mit dabei: 250 Zuschauer.
Nebel, Gänsehaut und Tränen
Beim Einlauf der Mannschaften wurde auf der Tribüne eine Choreografie gezeigt. Das Motto: „Der Film einer goldenen Ära – Danke für 42 Jahre, Axel“. Auf den Bannern waren fünf legendäre Momente aus seiner Karriere zu sehen. Unter anderem der Double-Sieg 1988/89 und der Aufstieg 2014/15. Kurz vor dem Anpfiff gab es eine emotionale Rede mit Gänsehaut und Tränen und schwarz-gelbem Bengalo-Nebel. Dann rollte der Ball, Axel trug natürlich die 13, wie immer. Das Spiel endete 7:7, unsere Vereinslegende traf einmal per Elfmeter, ging in der 85. Minute vom Platz und drehte eine allerletzte Ehrenrunde.
Diesen Tag werden wir in Mögelin lange nicht vergessen. Er ist der bisherige Höhepunkt einer außergewöhnlichen Zeit. Einer Zeit, die hoffentlich bald endet und der gewohnten Normalität weicht. So ganz ohne Corona. Doch diese sechs Monate haben uns gezeigt: Egal, wie turbulent das Leben ist, wir MSC’ler halten zusammen. Und bald fahren einige von uns in einem tollen VW Bus zu den Auswärtsspielen. Darauf freuen wir uns schon sehr.