„Torjägerkanone für alle“: Früher Außenverteidigerin, heute Tormaschine
67 Tore hat das Frauenteam von Mettmann-Sport, Spitzenreiter in der Bezirksliga Niederrhein (Gruppe 2), in dieser Saison in zwölf Partien erzielt. Knapp die Hälfte davon, 31 Treffer, gehen auf das Konto von Torjägerin Lisa Freese. Damit ist sie ganz vorne mit dabei im Rennen um die „Torjägerkanone für alle“.
Die Aktion von kicker und FUSSBALL.DE wird von Volkswagen unterstützt und ehrt die treffsichersten Amateurfußballer:innen. Dabei wird bei den Männern jede Spielklassenebene von der 4. Liga bis zur 11. Liga gewertet sowie bei den Frauen von der 3. Liga bis zur 7. Liga.
Im Interview spricht die 20-jährige Lisa Freese über ihre Abwehrvergangenheit, ein Treffen mit Wolfsburgs Sturmstar Alexandra Popp und die Bedeutung der Kanone.
Mit 31 Toren nach nur zwölf Spielen kann sich Ihre Bilanz wahrlich sehen lassen. Wie stolz macht Sie Ihre bisherige Ausbeute?
Es läuft für mich in der Tat bislang wirklich gut. Ich bin sehr zufrieden, weil mir in meiner fußballerischen Laufbahn zuvor noch nie so viele Tore in einer Saison gelungen waren. Tatsächlich hätten es allerdings sogar noch mehr Treffer sein können, wenn ich alle meine Chancen genutzt hätte. So bleibt noch etwas, woran ich arbeiten kann. (lacht)
Wie erklären Sie sich Ihren Torriecher und wie lautet Ihr Erfolgsgeheimnis?
Eines vorweg: Ohne die Mannschaft wäre das nicht möglich. Meine Mitspielerinnen unterstützen mich ausgezeichnet und freuen sich auch über meine Tore. Wir sind ein sehr gutes Team, verstehen uns auf und neben dem Platz. Das spiegelt sich auch in der Gesamtleistung wider. Mein großer Vorteil ist, dass ich bei den torgefährlichen Situationen oft schon erahnen kann, wohin der Ball fliegen könnte. (lacht) Beim Abschluss bin ich eiskalt, denke nicht viel nach, sondern mache es einfach.
Waren Sie immer schon so torgefährlich?
Ich bin eigentlich gelernte Außenverteidigerin, habe früher beim 1. FC Köln und bei Borussia Mönchengladbach in der Abwehr gespielt. Als ich für Bayer 04 Leverkusen in der Staffel West/Südwest der B-Juniorinnen-Bundesliga am Ball war, entdeckte jedoch mein damaliger Trainer Aleksandar Vukicevic meine Offensivqualitäten. Seitdem bin ich vorne gesetzt – und das macht mir auch großen Spaß.
Sie haben es schon angesprochen: Im Nachwuchsbereich waren Sie für einige große Klubs am Ball. Wie sind Sie damals zum Fußball gekommen?
Meine beiden älteren Brüder Lukas und Tobias haben mit mir trainiert und mich zum Vereinsfußball gebracht. Mit vier Jahren habe ich angefangen, mit den Jungs zu spielen. Ich bin dann aber relativ schnell zu den U 11-Juniorinnen des 1. FC Köln gewechselt. Überhaupt habe ich meiner Familie sehr viel zu verdanken. Mein Vater hat mich während meiner gesamten Karriere bedingungslos unterstützt, ist zu jedem Spiel und jedem Training gefahren und tut es immer noch. Auch meine Mutter und meine Brüder haben mich bei unseren Spielen immer unterstützt. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.
Warum hat es für den Sprung nach ganz oben bei Ihnen nicht geklappt?
Mir ist leider eine komplizierte Verletzung zum Verhängnis geworden. Ein Korbhenkelriss im Außenmeniskus hat mich vor drei Jahren weit zurückgeworfen. Danach habe ich mich auf mein Abitur konzentriert, anschließend eine Ausbildung zur Erzieherin begonnen und den Fokus nicht mehr so stark auf den Fußball gelegt.
Und trotzdem scheint es, als befänden Sie sich gerade in der Form Ihres Lebens.
In der vorherigen Saison, die wegen der Coronapandemie abgebrochen werden musste, hatte ich mit 18 Toren in den ersten sechs Partien auch schon einen sehr guten Start. Ich bin mit meiner Entwicklung zufrieden, kann aber noch mehr. Wegen meiner langen Verletzungspause sehe ich mich noch nicht bei 100 Prozent. Um ein besseres Gefühl zu haben, spiele ich beispielsweise noch immer mit einer großen Kniebandage.
Von welchen Vorbildern lassen Sie sich inspirieren?
Mein großes Vorbild ist DFB-Kapitänin Alexandra Popp, die sehr gut spielt und die ich seit vielen Jahren bewundere. Mit Borussia Mönchengladbach habe ich mal beim VfL Wolfsburg an einem Turnier teilgenommen, durfte dort Alex auch treffen und einige Worte mit ihr wechseln. Sie war sehr nett. Ich habe mir sofort ein Autogramm von ihr besorgt.
FUSSBALL.DE und der kicker vergeben in Kooperation mit Volkswagen in dieser Saison in jeder Spielklassenebene die „Torjägerkanone für alle“. In der 6. Liga belegen Sie aktuell Platz zwei, allerdings mit nur einem Treffer Rückstand auf Aline Scheben vom TSV Solingen. Was würde Ihnen diese Auszeichnung bedeuten?
Wie schon gesagt: Es gibt auch in der Bezirksliga viele gute Spielerinnen, die sehr torgefährlich sind und ähnlich viele Treffer erzielen. Wenn ich es tatsächlich schaffen sollte, wäre es für mich etwas ganz Großes. Ich würde mich sehr darüber freuen. Ich werde auf jeden Fall alles versuchen, um die Torjägerkanone zu gewinnen.
Ende Februar geht es in der Meisterschaft weiter. Zehn Partien stehen aus. Wie viele Treffer haben Sie sich bis zum Saisonende vorgenommen?
Ich lasse alles auf mich zukommen, habe mir keine genaue Marke gesetzt. Ich hoffe, dass ich noch einmal genauso viele Tore wie in der Hinrunde schießen kann. Falls es weniger werden, ist das aber auch nicht schlimm. Mir geht es hauptsächlich darum, dass wir nach drei Jahren in der Bezirksliga den Aufstieg in die Landesliga schaffen.
Was haben Sie in der Winterpause unternommen, um Ihre Akkus wieder aufzuladen?
Ich war öfter im Fitnessstudio, war außerdem viel joggen, habe einige Waldläufe gemacht. Außerdem habe ich mich mit einer Mannschaftskollegin mehrfach auf dem Bolzplatz getroffen, um das Ballgefühl in der Winterpause nicht ganz zu verlieren. (lacht)
Wie lauten Ihre persönlichen und sportlichen Ziele für den Saisonendspurt?
Meine wichtigsten Ziele sind, mich weiter zu verbessern und mit dem Team den Aufstieg feiern zu können. Sollte die Torjägerkanone noch dazukommen, hätte ich aber auch nichts dagegen. (lacht)