Steffen Baumgart haut
Fußballspruch des Jahres raus
Eine Auszeichnung mit Kultstatus: Auch dieses Jahr prämierten die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur und Volkswagen wieder den „Fußballspruch des Jahres“. Kölns Trainer und Sprüchelieferant Steffen Baumgart machte mit seiner Ode an echte Emotionen diesmal das Rennen.
Fußball ist eine ernste Sache. Oder wie Bill Shankly, Trainerlegende des FC Liverpool, es formulierte: „Fußball ist kein Spiel um Leben und Tod. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch viel ernster ist.“ Bei der Verleihung des Fußballspruchs des Jahres geht es dafür umso lockerer zu, denn hier werden lose Mundwerke prämiert. In diesem Jahr holte Steffen Baumgart den ersten Platz. Der Kölner Trainer gewann neben der Preisfigur MAX (nach Nürnberg-Legende Max Morlock benannt) auch 5.000 Euro, die er für die Behandlung von krebskranken Kindern und die Kölner Obdachlosenhilfe spenden will.
Baumgart ist authentisch, der Preis eine Bestätigung für ihn, sich nicht zu verstellen: „Ich versuche immer so zu antworten, wie ich bin und gerade fühle. Ich will auf Fragen nicht so antworten, wie es der Etikette entspricht oder wie man es erwartet, sondern so, wie ich es für richtig halte, damit es auch meine Antwort ist.“
Der Preis für den Fußballspruch des Jahres prämiert schlagfertige, amüsante und philosophische Sprüche rund um den Fußball. Oftmals spiegeln sie die gesellschaftlichen Entwicklungen wider oder bringen Missstände beim Fußball auf den Punkt. Hier ein Überblick über die elf Nominierungen des Jahres.
Steffen Baumgart
„Ein Spiel ist erst vorbei, wenn der Schiedsrichter pfeift und ich nicht mehr brülle.“
Schon nach wenigen Monaten Amtszeit haben die Fans des 1. FC Köln ihren Trainer Steffen Baumgart ins Herz geschlossen. Kein Wunder: Mit seiner emotionalen Art reißt er die Mannschaft mit, lässt leidenschaftlichen und erfolgreichen Fußball spielen. Seinen Gewinnerspruch feuerte Baumgart schon gleich zu Saisonbeginn kurz nach seinem Dienstantritt ab. Nach einem Testspiel kritisierte er den mangelnden Einsatz seines Stürmers Anthony Modeste.
Leon Goretzka
„Corona ist wie Fußball. Es reicht ein einziger Kontakt, um alles auf den Kopf zu stellen.“
Leon Goretzka hatte schon früh die Bedrohung erkannt, die vom Coronavirus ausging. Noch während des ersten Lockdowns gründete der Mittelfeldstar des FC Bayern München zusammen mit Joshua Kimmich die Stiftung WeKickCorona. So sammelten sie bis heute fünf Millionen Euro für karitative Einrichtungen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen infizierte sich Goretzka im Januar dieses Jahres selbst mit dem Virus. Mit diesem prägnanten Spruch wandte er sich an seine Twitter-Follower, die Ansteckungsgefahr weiterhin ernst zu nehmen.
Klaas Reese
„Die größte Gefahr für den Profifußball geht nicht von den Fans, sondern von den Funktionären aus.“
Klaas Reese ist Journalist und betreibt den Fußball-Podcast „Collinas Erben“. Für den Deutschlandfunk kritisierte er das leichtsinnige Handeln vieler Fußballfunktionäre während der Pandemie. Und sprach damit so manchem Fan aus der Seele.
Christian Streich
„Es gab einen Kontakt. Ich dachte immer, es müsse ein Foul geben.“
Pressekonferenzen mit Christian Streich sind selten langweilig. Auch nach einer 3:0-Niederlage gegen RB Leipzig lieferte der Trainer des SC Freiburg ab und bemängelte einen aus seiner Sicht zu Unrecht gegebenen Foulelfmeter.
Horst Hrubesch
„Fußball macht nur dann Spaß, wenn du auch Spaß daran hast.“
Kurz vor seinem Karriereende half Fußballlegende Horst Hrubesch als Trainer bei seinem Herzensverein, dem Hamburger SV aus, um doch noch den Aufstieg in die Bundesliga zu schaffen. Sein Bonmot nach einem 5:2-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg ist gleichzeitig eine gute Zusammenfassung für seine grundsätzliche Trainerphilosophie. Der 70-Jährige wird von seinen ehemaligen Spielerinnen und Spielern durchweg geschätzt.
Julian Nagelsmann
„Ich habe als Kind immer gedacht, dass der Lotoma heißt und Thäus mit Nachnamen. Dann habe ich im Fanshop angerufen und gesagt, ich hätte gern ein Trikot mit der 10 Lotoma. Und da haben die gesagt, es gibt kein Lotoma.“
Heute weiß Julian Nagelsmann natürlich, wie der Name seines einstigen Idols Lothar Matthäus geschrieben wird. Ob dieser Vorfall dazu führte, dass der kleine Julian anfing, alles über Fußball zu lernen, um später Trainer des FC Bayern München zu werden, ist nicht überliefert.
Leon Goretzka
„Es ist schön, mal wieder 82 Millionen Bundestrainer zu haben und nicht 82 Millionen Virologen.“
Doppelpack für Goretzka: Der Mittelfeldstratege war in diesem Jahr gleich zweimal nominiert. Bei einer DFB-Pressekonferenz vor der EM gab der 27-Jährige sich genauso treffsicher wie auf dem Fußballplatz.
Timo Schultz
„Ich wäre auch gerne mal Nationalspieler gewesen.
Ostfriesland war leider nie ein eigenständiger Staat. Von daher gab’s da für mich keine Chance.“
Eine Absplitterung Ostfrieslands ist auch im Jahr 2021 eher unwahrscheinlich. Den Traum vom Nationalspieler muss Timo Schultz wohl begraben. Zum Trainer des FC St. Pauli hat es aber immerhin gereicht.
Manuel Gräfe
„Leider ändern in diesem Verband Argumente nichts, sondern nur die Steuerfahndung oder Richter.“
Ist eine Altersbegrenzung bei Bundesliga-Schiedsrichtern zeitgemäß? Manuel Gräfe, jüngst aus dem Dienst ausgeschieden, findet: Nein. Dafür fand der 48-Jährige in einem Interview mit dem ZEITmagazin klare Worte.
Niklas Süle
„Wenn ich scheiße spiele, habe ich nicht so viel Lust auf die Interviews, und wenn ich gut spiele, habe ich auch nicht so viel Lust auf Interviews.“
Nationalverteidiger Niklas Süle ist medienscheu. Dabei beweist dieser Spruch, dass der Bayern-Star durchaus etwas zu sagen hat.
Michael Zorc
„Wir haben die Abstandsregeln im Spiel gegen den Ball vorbildlich eingehalten.“
Borussia Dortmund ging als Favorit in das Champions-League-Spiel bei Lazio Rom – und verlor 1:3. Sportdirektor Michael Zorc konnte dem Spiel in Pandemiezeiten auch etwas Gutes abgewinnen.
Neben der Auszeichung des „Fußballspruch des Jahres“ hat die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur vier weitere Preise verliehen.
- Der Fußball-Bildungspreis Lernanstoß für das Projekt „Ein Verein für alle“ von IVF Leipzig
- Das Europäische Fußball-Projekt des Jahres für „Fan.Tastic Females. Football Her.Story“, Football Supporters Europe e.V.
- Das Fußballbuch des Jahres für „71/72 – Die Saison der Träumer“ von Bernd-M. Beyer
- Der Walther-Bensemann-Preis für Clarence Seedorf
Am 29. Oktober werden die Auszeichnungen bei einer feierlichen Gala im Rahmen des Deutschen Fußball-Kulturpreises in Nürnberg verliehen. Volkswagen ist seit 2015 als Partner mit dabei.