Aktien und der Boom der Elektromobilität
Aktuell sehen Analystinnen und Analysten Nachhaltigkeit und Elektromobilität als Megatrends an den Börsen. Wir sagen Ihnen, was Sie beim Einstieg in die boomenden E-Mobility-Aktien beachten müssen. (Bild: Adobe Stock)
Aktuell sehen Analystinnen und Analysten Nachhaltigkeit und Elektromobilität als Megatrends an den Börsen. Wir sagen Ihnen, was Sie beim Einstieg in die boomenden E-Mobility-Aktien beachten müssen. (Bild: Adobe Stock)
Die Zukunft fährt elektrisch
Der weltweite Bestand an Elektroautos wächst kontinuierlich. Im ersten Halbjahr 2021 wurden 2,65 Millionen neue reine E-Autos und Plug-in-Hybride weltweit abgesetzt. In Europa erreichen die E-Autos bereits einen Marktanteil von 14 Prozent. Die Zeichen stehen gut, dass die Rallye der E‑Mobilität in den nächsten Jahren weitergeht. So werden Elektroauto-Aktien zunehmend interessant – auch für Einsteiger.
Das klare Bekenntnis der Politik zu ambitionierten Klimaschutzzielen verstärkt in Europa die Dynamik dieses Themas – auch Volkswagen befindet sich auf dem "Way to Zero". Hinzu kommt der bis 2025 verlängerte Umweltbonus1. Die Förderung macht den Kauf eines Elektrofahrzeugs weiterhin lukrativ. Die Unternehmen der Automobilindustrie demonstrieren mit ihren E‑Auto-Offensiven sowie Milliarden-Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion, dass der Elektromobilität die Zukunft gehört. Doch welche Elektromobilität-Aktien soll man kaufen?
Als Anleger haben Sie verschiedene Optionen:
- Neben Unternehmensaktien bietet der Markt Fondslösungen, die es einfach machen, dem Aktien-Trend zur Elektromobilität zu folgen.
- Neben den klassischen Herstellern und Zulieferern haben rund um die E-Autos weitere Branchen das Börsenparkett erobert.
- Mit einer breiten Auswahl an Aktien lassen sich alle Risikoklassen abbilden – von konservativ bis spekulativ.
ETFs für Einsteiger die bessere Wahl
Angesichts der Null-Zins-Politik der EZB geben deutsche Sparer notgedrungen ihre traditionelle Zurückhaltung gegenüber Aktien auf. Zur steigenden Börsen-Affinität tragen auch ETFs bei. Diese börsengehandelten Fonds bilden die Wertentwicklung eines Index ab. Sie haben gegenüber aktiv gemanagten Investmentfonds den Vorteil geringerer Kosten, können ständig gehandelt werden, streuen das Risiko sehr breit und ermöglichen oft schon mit kleinen Monatsbeträgen einen langfristigen Vermögensaufbau. Sie sind ein einfacher Einstieg in die Top-Aktien. Finanztest ordnet ETFs zu Trendthemen wie Elektromobilität allerdings eher für offensive Anleger ein.
Zur Elektromobilität existieren unterschiedliche Indizes, die von ETFs abgebildet werden. Eine kleine Auswahl:
- der Stoxx Global Vehicles & Driving Technology mit Fokus auf Autohersteller, Zulieferfirmen und Technologieunternehmen.
- der Nasdaq Yewno Global Future Mobility mit einem breiteren Ansatz rund um E‑Mobilität, Energiespeicher oder Lösungen für autonomes Fahren.
- der MSCI ACWI IMI Future Mobility Index mit einer stärkeren Berücksichtigung von Minenunternehmen zur Rohstofferzeugung für die Mobilität der Zukunft.
- der Index Solactive Battery Value-Chain mit Schwerpunkt Batterietechnologie und Bergbauunternehmen, Batterieherstellern und Auto-Aktien.
Hype-Aktien nichts für Anfänger
Jeder Anleger sollte sich mit den Informationen zu den jeweiligen Indizes, zu denen Anbieter ETFs auflegen, vertraut machen. Dennoch sind ETFs einfacher zu beurteilen, als die besten Aktien fürs eigene Depot auszuwählen. Wer dennoch lieber selektiv investiert, sollte vor allem beim Einstieg in den Boom der E-Mobility-Aktien eine klare Regel beachten: Hype-Aktien sind nichts für Anfänger – selbst wenn sagenhafte Wertentwicklungen von Start-ups leichte Wege zum Reichtum versprechen.
Warren Buffett hat es vorgemacht: Der Star-Investor aus den USA setzt auf Elektromobilität als Teil seines Portfolios. Legendär: Buffett stieg 2008 mit rund 230 Millionen US-Dollar bei einem chinesischen Akkuproduzenten ein, der mittlerweile auch als Hersteller von Elektroautos etabliert ist. Ende 2020 war diese Beteiligung knapp sechs Milliarden US-Dollar wert – bei einem zwischenzeitlichen Spitzenplus von rund 3.400 Prozent.
Auch andere reine Elektroauto-Hersteller verzeichneten in den vergangenen Jahren Kurssteigerungen von mehreren hundert Prozent. Da spiegelt der Börsenkurs selten den realen Wert oder die Verkaufszahlen eines solchen Unternehmens wider, sondern lebt von der spekulativen Fantasie einer goldenen Zukunft. Wer sehr früh zu günstigen Kursen bei einem Start-up einsteigt, kann bei einem solchen Hype gewinnen. Wer allerdings erst auf den heiß laufenden Express aufspringt, hat wenig Luft nach oben und muss bei risikoreichen Investments immer mit Verlusten rechnen. Also ist das eher eine Spielwiese für Profis oder Zocker.
Klassische Autobauer gewinnen an Boden
Sind da Aktien der klassischen Autokonzerne die bessere Wahl? Nachdem den größten Herstellern im heimischen Automarkt lange Zeit vorgeworfen worden war, den Trend zum Elektroauto zu verschlafen, honorieren die Börsen inzwischen die nachhaltige Ausrichtung auf Elektrofahrzeuge. Aus gutem Grund, wie das Beispiel Volkswagen zeigt: Das Unternehmen ist 2018 massiv in den Elektroauto-Markt eingestiegen und kündigte an, in den kommenden Jahren weitere 73 Milliarden Euro in Elektromobilität und Digitalisierung zu investieren. Auch die Batteriezellfertigung und das Akkurecycling soll in Europa intensiviert werden. Dafür gründet Volkswagen eine gesonderte Europäische Aktiengesellschaft (Société Européenne), um Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette der Batterie zu bündeln.
Mit dem ID.3, dem ID.4 und dem ID.5 hat Volkswagen erfolgreiche batterieelektrische Modelle auf die Straße gebracht. Bis 2025 sollen konzernweit mehr als 80 neue elektrifizierte Modelle folgen, darunter fast 50 reine E-Fahrzeuge. Die Anleger goutieren diese Entwicklung. Die Volkswagen Vorzugsaktie (WKN 766403), die ohne Stimmrecht eine höhere Dividende ausschüttet und so eine verlässliche jährliche Rendite ermöglicht, startete seit Jahresbeginn 2021 eine deutliche Performance. Der Aktienkurs legte bis Anfang April 2021 fast 75 Prozent an Wert zu – auch wenn sich der Höhenflug gegen Jahresende etwas konsolidierte.
Boom der Wertschöpfungskette
Elektroautos sind der Kern eines umfangreichen Ökosystems. Mit den steigenden Produktionszahlen wächst zwangsläufig die Nachfrage nach Akkus und deren Technologie. Davon profitieren die großen Unternehmen im Energiespeicher-Markt in Asien und Europa. Neben etablierten Namen performen auch Newcomer. Der Volkswagen Konzern hat beispielsweise mit seinen Beteiligungen am schwedischen Start-up Northvolt und an Guoxuan High-Tech aus China bewiesen, erfolgreich potenzielle Game-changer zu identifizieren. So stellte Guoxuan Anfang 2021 eine neue Lithium-Ionen-Batterie vor, die auf Lithium-Eisenphosphat-Basis mit einer Energiedichte von 210 Wattstunden pro Kilo (Wh/kg) eine neue Top-Marke für diese Technologie setzte.
Elektromobilität ist auch ein Treiber für die Digitalisierung der Fahrzeuge, von sprach- und gestengesteuerten Bedienkonzepten über Optimierung der Energieeffizienz bis zum autonomen Fahren. Als Zulieferer gewinnen dabei Softwareunternehmen, Hardwarehersteller und die Chip- und Halbleiterproduzenten weiter an Bedeutung.
Der Batterie-Boom reicht bis in die Rohstoffmärkte. Davon profitieren Minenunternehmen, die für Lithium-Ionen-Akkus zum Beispiel Lithium und Kobalt schürfen. Wobei Anleger hier mit Unsicherheiten leben müssen. Denn der Trend, nachhaltig zu investieren, schließt Bergbau unter fragwürdigen Bedingungen aus. Gleichzeitig versuchen die Batteriehersteller, den Einsatz kritischer Rohstoffe wie Kobalt zu reduzieren.
Und nicht zuletzt verspricht die Energieversorgung der Elektroautos, langfristig eine sichere Bank zu werden. Der notwendige Ausbau des Ladesäulennetzes lässt Jahr für Jahr Investitionen von Millionen Euro und für diese Branche und deren Firmen eine stabile Auftragslage erwarten. Ebenso kann es sich lohnen, im Rahmen der gesamten Wertschöpfungskette auch Stromkonzerne und Unternehmen mit Lösungen für regenerative Energieerzeugung im Portfolio zu haben.